Gedichte über und für den Menschen -

Menschliches und Allzumenschliches, ernsthaft und humorvoll gereimt:

 

Leben ist…

 

Leben kann gelebt nur werden.

Vertagt und versteckt

und geschont

ist’s kein Leben.

Leben will teilen, helfen und lachen.

Leben ist lieben,

ist trösten und geben.

Leben ist kämpfen,

verlieren und siegen,

ist sich verzeihen,

ist träumen und machen,

Leben ist Einsatz

und Opferbereitschaft

für die Erkrankten

und hilflosen Schwachen.

Leben verdoppelt die Freude durch Teilen.

Leben halbiert durch’s Teilen das Leid.

Leben erstickt im Hetzen und Rackern.

Leben braucht Zärtlichkeit und Zeit.

Leben ist Einklang zu suchen, zu finden,

mit der Natur, ist mit andern fühlen.

Leben ist dienen und fördern und loben,

nicht immer durchsetzen nur eig’nen Willen.

Leben will singen und tanzen voll Glück.

Leben braucht Töne und liebt die Musik.

Leben braucht Rhythmus, doch Freiheit zum Spiel,

beides führt Leben zusammen zum Ziel.

Einer für alle und alle für einen –

auch das ist Leben und macht’s lebenswert.

Wer nur für sich lebt, wird niemals getragen,

trägt niemals andre und lebt ganz verkehrt.

Leben kann gelebt nur werden.

Man kann’s nicht hüten und nicht konservieren.

Leben ist Risiko und ist ein Wagnis

und kann nur so und nie anders passieren.

 

(R. Fuchs, 7. 10. 2014)

 

 

Niemals anders?

 

Wenn einer niemals Zweifel hat

an dem, was er für richtig hält,

gehört er zwar zur Mehrheit wohl

der Menschen auf der ganzen Welt,

jedoch hat diese Mehrheit sich

nicht selten kräftig auch geirrt.

Am Leben lebt vorbei, der nicht

selbstkritisch Selber-Denker wird.

Wer immer, auch in 100 Jahren,

so bleibt, wie er schon immer war,

ist unter allen Dummköpfen

der selbstgekrönte Superstar.

 

(R. Fuchs, 29. 9. 2014)

 

 

Die härteste Aufgabe

 

Einsamkeit ist eine Aufgabe,

die niemand vorher lernen kann.

Man kann sie nicht trainieren.

Doch Einsamkeit kann jedem Mann

und jeder Frau zu vieles nehmen!

Vergeblich dann „warum?“ man fragt.

und wer in Einsamkeit verzagt,

muss sich dafür nicht schämen.

 

Den Stärksten kann sie ganz schwach machen.

Die Freude kann sie leicht ersticken.

Sie kann den Fröhlichsten mit Links

ins Tal voll Leid und Tränen schicken.

Die Zuversicht kann sie verwandeln

in hoffnungslos und mutlos sein.

Und jeden noch so hellen Tag

verdunkelt sie, trotz Sonnenschein.

 

Und irgendwann stellt jeder fest:

im Leben sind wir stets allein.

Im Ernstfall kann uns wer besuchen,

doch niemals in und bei uns sein.

Ein jeder läuft in eignen Schuhen.

Du läufst in deinen, ich in meinen.

Und keiner kann in Einsamkeit

die Tränen eines andern weinen.

 

Nicht einer übernimmt den Schmerz,

den du und ich durch Einsamkeit

ertragen und erleiden müssen,

vor unserm Tod, in dieser Zeit.

Nicht einer kann die Leere füllen,

die wir empfinden, wenn die gehen,

die wir so liebten und so brauchten.

Und keiner kann den Schmerz verstehen,

Erspür’n die Trauer, sie mitfühlen.

Das können Menschen nur zum Teil.

Der Weg, den man am Ende geht,

ist mühsam, steinig, still und steil.

Die Wehmut und die Sehnsucht sind

in Einsamkeit die Wegbegleiter,

und ohne die geliebten Menschen,

schleppt man sich Tag für Tag nur weiter.

 

Man funktioniert, steht neben sich,

man atmet, weil man eben muss,

man setzt beim Wandern, Stolpern, Steigen

mechanisch nurnoch Fuß vor Fuß.

 

Der Partner, gute Freunde gingen.

Sie stiegen nach und nach schon aus,

und vor dem Gipfel kommt der Nebel.

Die Kraft weicht und es packt uns Graus.

Luft für die Seele wird nun dünner,

doch unser Herz hört niemand schrein.

Nicht nur mal zwischendurch sind wir,

nein, auch am Ende ganz allein.

 

Längst sind die Kinder fort, erwachsen,

und leben eigne, harte Leben.

Sie können nur begrenzt da sein

und ihre Liebe uns noch geben.

So wir denn Kinder haben dürfen!

Die sind nicht jedem Mensch gegeben.

Manch einer muss am Ende auch

ganz ohne Kindersegen leben.

Und manche sind noch einsamer,

weil mit den Kindern ganz zerstritten.

Und niemand kann die Risse noch

mit Liebe und Versöhnung kitten.

Dann wohnt neben der Einsamkeit

in Herz und Haus auch noch der Streit.

 

Und doch – da ist der eine, der

die einsamste Verlassenheit

am Kreuz erfährt, erträgt, erleidet

und sein „Warum?!“ zum Himmel schreit,

der in den Streit der Welt geriet

und den so viele furchtbar hassen,

während ihn die engsten Freunde

verleumden und in Angst verlassen.

 

Von Menschen und von Gott verlassen,

inmitten derer, die ihn hassen,

entehren, quälen und verspotten

und sich um ihn zusammenrotten,

und seine Einsamkeit noch steigern

und jedes Mitleid ihm verweigern,

da hängt am Kreuz er für uns alle

und weiß und kennt die Einsamkeit

und ist von jedem Einsamen

darum nur ein Gebet auch weit

entfernt und weint mit uns und tröstet

und nimmt uns an die Hand und führt

uns durch das finstre Tal nach Haus,

der unsern Schmerz wie seinen spürt.

 

Und Jesus lässt das Lieben nicht!

Er hält die Hoffnung und den Glauben

und lässt sich nicht die Sehnsucht nach

dem Vater in dem Himmel rauben!

Auch nicht am Kreuz! Er bleibt uns treu.

Und er macht einmal alles neu

und wischt die Tränen alle ab,

die wir hier weinten vor dem Grab.

 

Und dieser Jesus sagt uns auch

in aller unser Einsamkeit:

Ich bin bei euch, im finstern Tal

und trag euch in die Ewigkeit!

Zum großen, frohen Wiedersehn!

Vor Vaters Thron wird alles Gut.

Verzagst du, will ich um so mehr

in dir sein Gott und Kraft und Mut!

 

(R, Fuchs, 6. Oktober 2014, für meinen Vater)

 

 


Kreuzträger

 

Menschen, die es wirklich wagen

und ein Kreuz für andre tragen,

haben ständig Kreuzschmerzen,

aber schließlich Glück im Herzen,

wenn sie Augen leuchten sehn,

derer die zugrunde gehn,

würden wir es niemals wagen,

für sie mit das Kreuz zu tragen.

 

(Rüdiger Fuchs, für Willi, spontan am 10.9.14)

 

 

 

Ein gereimtes Dankeschön für Menschen, die mich nicht so gelassen haben, wie ich bin, weil sie mich lieben. Ohne sie wäre ich nicht und gäbe es auch diese Homepage also nicht:

 

Begleiter
 

Viele wohnen in mir

und sind mir auch willkommen,

seit sie mit ihrer Güte

in mir sich Platz genommen.

Sie kamen in mein Leben

mit Menschenfreundlichkeit,

mit Weisheit oder Liebe.

Sie machten sich nicht breit

frech-dreist mit Ellenbogen.

Ha’m mich nicht, wie sie wollten

nach ihrem Bild verbogen.

 

Aus Gottes Herz erträumt,

im Mutterleib geprägt,

ist’s seine, ihre Liebe,

die erstens mich auch trägt.

Sie sang so wunderschön.

Sie spielte am Klavier.

Musik war Mutters Sprache.

Musik wohnt auch in mir.

Vergess auch nie des Vaters

spontan geschenktes Geld

für meine Bassgitarre.

Ich war auf dieser Welt

der glücklichste Bassist,

als damals mir mein Vater

– den Fehlbetrag, den gab er –

Sponsor geworden ist.

Und Vater konnte malen,

verzauberte Papier!

Bin dankbar – sein Talent,

es wohnt ja heut in mir.

Die Liebe zu den Tieren,

die Liebe zur Natur,

ist ebenfalls der Eltern

und deren Eltern Spur,

die sie zu jeder Jahreszeit

in Wald und Flur mir legten,

in Zoos und Vogelpark.

Wie reich sie mich doch prägten!

 

Ich leb auch mit den Fehlern,

die reichlich sie gemacht.

Doch Liebe, Glaube, Hoffnung

sind ihre stärkste Kraft,

die sie mir weitergaben.

Nur Vater ist noch hier.

Die andern wohnen sicher

im Himmel und bei mir.

Ich leb mit ihrem Guten.

Das schwere ist vergeben,

und gerade auch das Schwere

lehrt und beschenkt mein Leben.

 

So viele weise Menschen,

Verwandte, Freunde,

nicht mehr hier,

die bleiben mir Begleiter,

im Geist,

sie stehn zu mir,

genauso, wie die Menschen,

die hier noch mit mir gehn.

Gemeinsam unterwegs

ist Leben wunderschön.

 

Die Liebe unsrer Kinder

kommt immer mehr dazu.

Sie sind, Herr, deine Wunder.

Wie wunderbar bist du!

 

Doch es geschah ein Wunder,

vor’m Viertel vom Jahrhundert,

nein, länger her ist’s Wunder,

das mich am meisten wundert:

Sie ist mir da begegnet,

die Frau, durch die der Schöpfer,

ein Mensch-mit-Herzen-Töpfer,

mich hier am meisten segnet,

die Frau, Geliebte, Freundin,

die mit Unglaublich-Kraft,

trotzdem sie mich zu gut kennt,

mich doch zu lieben schafft,

nicht immer. Immer wieder!

Mich Gotteskind und Biest.

Ich danke dir, Bettina,

und Gott, wie schön du bist!

 

 

Die Predigt der Viren und Bazillen

 

Gestern stark noch wie ein Baum –

heute isser aus, der Traum!

Schon ein weinig Fieber macht,

dass mein Traum zusammenkracht.

Ach, was bin ich Mensch doch schwächlich,

für die Welt so nebensächlich.

Sie dreht ohne mich sich weiter,

braucht mich nicht als stolzen Reiter,

der sie herrisch lenken will.

Schnupfen macht bescheiden, still

vor dem großen, ew’gen Herrn,

dem wir und das All gehörn,

der allein allmächtig ist.

„Weißt du, wie du weise bist?“,

fragt der Krankheitsvirus leise.

„Fürchte Gott! Dann biste weise!“

 

(R. Fuchs, 24. 9. 12, erkrankt...)

 

 

Jeder ist ein Wunder

 

Neulich stand ein Menschenkind

vor uns auf und hielt ´ne Rede,

ganz persönlich, sehr ergreifend!

Und wir staunten, jeder, jede.

Denn wir hatten’s nicht geahnt,

dass der Mensch so wundervoll,

weise, herzlich, geistreich ist.

Es war herrlich. Einfach toll!

 

Unverhofft entpuppt ein Mensch

sich als Gottesedelstein.

Er gewährt uns ein paar Blicke

in sein Heiligtum hinein,

Blicke, die den Geist uns zeigen,

dass vor Staunen wir nur schweigen.

Mensch, wer hätte das gedacht,

dass der Edelstein so funkelt!

Bisher war mir dessen Glanz

nur durch Nichtwissen verdunkelt!

Es ist herrlich zu erleben:

Jeder Mensch ist eine Welt.

Es ist herrlich zu entdecken,

was ein andres Herz enthält.

Welche großen Geister sind wir!

Und es wäre schlichtweg Hohn,

solche Geister, solche Seelen,

nur Produkt der Evolution,

und rein gar nichts sonst zu nennen.

Zufall, Matsch, Blitz, Wasser sollen

Träume, Hirn, Gefühl und Wollen

einfach produzieren können?

 

Geist, Gefühle, Weisheiten,

Wissen speichern, Lieben, Denken

soll aus nichts geworden sein?

Urknall – kann der planen, lenken?

Komm, vergiss es! Lass den Spott.

Leben schaffen kann nur Gott!

 

Von nichts kommt nichts –

das ist klar.

Geist gibt’s nur,

weil Geist schon war,

Geist, der Seelen konnte schaffen.

Nichts bringt nichts –

weiß schon das Kind.

Lieben, träumen,

Planen, Fühlen

geht nur,

weil wir Wunder sind.

 

(R. Fuchs, für Lara, 4.2.2012)

 

 

Defizite-Menschen

 

Menschen, sind sie unbemerkt,

sind nicht so, wie du sie siehst,

der du ebenfalls sehr oft

hinter die Fassade fliehst,

die die andern sollen sehn:

Freundlich, unangreifbar, schön.

 

In uns mag es noch so weinen,

schmerzen und verzweifelt sein.

Lange, lange, viel zu lange

halten aufrecht wir den Schein.

Doch der Schein trügt alle andern

daher eben viel zu lange.

Außen sind wir super-hui,

innen dunkel-pfui und bange,

bis die um uns eines Tages

sehn, wie wir zusammenbrechen,

wenn wir viel zu lange schweigen

und nie über Nöte sprechen.

Fehler, die verschweigen wir

und vertuschen sie. Sie machen

uns jedoch im Herzen krank,

auch wenn wir nach außen lachen.

Gegenseitig lächeln wir

bis das Lachen uns vergeht –

doch dann ist’s sehr oft für Rettung,

Heilung, Gnade schon zu spät.

In der Welt der Glanzfassaden

darf man zeigen keine Schwächen.

Und der Kraftakt, Toll zu sein,

wird sich irgnedwann dann rächen,

dann, wenn’s Starksein nicht mehr geht,

aber – wie gesagt – zu spät.

 

Wollen wir so weiter leiden?

Du und ich, beim Maskenball?

Muss die Ehrlichkeit denn schweigen –

bis zum großen Superknall?

Oder wolln wir redlich werden,

zeigen, wer wir wirklich sind,

dass in reiner Luft der Wahrheit

unsre Menschwerdung beginnt.

Unsre Rettung wäre das.

Unsre Heilung setzte ein.

Woll’n wir nicht erlöst Geliebte

Defizite-Menschen sein?

 

(R. Fuchs, 9. 3. 2012, nach dem erbärmlichen Abgang diverser politischer Hoffnungsträger, die hinter ihrer Fassade das waren, was wir alle sind – Sünder. Allerdings hatten sie Angst oder zu viel Stolz, um dies ohne Wenn und Aber einzugestehen. Sie verloren ihren Ruf und ihre Freude vor allem dadurch, dass sie immer nur „scheibchenweise“ das jeweils nachgewiesene Übel nach und nach zugaben – und sich am Ende dann dennoch zu Unschuldsengeln erklärten... Eine Gesellschaft, in der jeder und jede perfekt sein muss, kann nur eine Gesellschaft der Betrüger sein: Wir belügen und betrügen alle um uns und uns selbst, wenn wir behaupten: Ich habe nichts falsch gemacht. Ich habe nichts zu bereuen. Ich bin unschuldig usw... Im NT heißt es ganz schnörkellos, dass wir alle und jeden Tag Sünder sind, wie es ja auch das Vaterunser voraussetzt. Auch sonst lesen wir da Texte wie diesen – aus 1.Johannesbrief, Kap. 1,5-10: 1.Joh 1,5ff: Und das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen: Nur Gott ist perfekt! Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis. Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben, und wandeln in der Finsternis, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit. Wenn wir aber im Licht Gottes leben, so haben wir Gemeinschaft untereinander, und das Blut Jesu, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde. [Das Licht Gottes bringt allerdings alles über uns an den Tag, weil wir nur in reiner Luft miteinander wirklich in Gemeinschaft leben können:] Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit. Wenn wir sagen, wir haben nicht gesündigt, so machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns.)

 

 

Das Lächeln

 

Ich sah einmal ein Lächeln,

kurz, doch herzlich, mehr nicht.

Es flog von freundlichen Lippen

zu einem anderen Gesicht.

Es erfreute ein Menschenherz,

beflügelte Fühlen und Denken.

Der Beschenkte, er konnte nicht anders –

als wiederum Lächeln verschenken,

für jeden, dem er begegnete,

und so ist ein Wunder geschehn:

In immer mehr Menschengesichtern

war ein fröhliches Lächeln zu sehn.

Man grüßte sich und man lachte

oder blieb zum Gespräch sogar stehn.

Man grinste, man winkte, man nickte

sich zu im Vorübergehn.

Das Lächeln flog durch die Straßen.

Von Gesicht zu Gesicht sah ich’s wandern.

Freundlicher macht diese Welt,

wer ein Lächeln verschenkt an die andern.

 

 

De Geburt

 

Neign Monade, de sünd al rüm.

De Tied in’n Buuk, de is nu üm.

Een lütt, sööt Kind, vun Gott bestellt,

kümmt glix gebor’n op düsse Welt.

Doch denkt dat Kind: „Glix ist dat ut!

De Mami presst mie’n Otem rut!

Mien Hart, dat puckert op un doal.

Ick wät nich, wat nu warrn schall.

Ut schön un woarm Geborgenheet,

ut all mien Roh un Seekerheet,

doar driewt’s un schuuwt’s mi rut mit Macht! –

Un buten – warr ick denn woll slacht!

Een’n grooten Kierl, den mookt dat Spooß -

he kloppt mi op mien’n Kinnermors.

Nee – dat is woll mien letzte Stunn,

kuum dat ick heff ut Düstern funn“,

denkt uns angsthafti Babielein

un dorüm füng dat an to krein,

un uns lütt Kind, dat blarr un plarrt

un meent: dat Lich em utdreiht warrd.

Doar! Plötzli ower markt dat Gör:

hier geiht wat Sünnerlichet vör:

„Ick krich jo Luft un dat geiht wieder!

Mien Modder flüstert: Mien lütt Schieter!

Ick heff di leew, kumm heer, schast schmusen!

Hier: nämm een’n Sluck ut Modders Busen!

Uns Kind, dat nuckelt, föhlt sick wohl!

„Dat geiht barchop un nich barchdol“,

liert Modders Schieter un slöppt in.

So is de Start in’t Leben rin...

Un de Moroal vun de Geschich?

Wenn’s hart mol kümmt, verfier di nich!

Dat mach ook ween, de Angst is groot,

un ierstmol is villicht veel Nood,

doch denn berappelst du di fix!

Mit Ut un Enn warrd lang no nix!

Doar luert in den Krisen-Keller

`ne goode, nieje Chance al weller!

Giff nie di op! No Nach kümmt Lich!

Dat Leben speelt blots sünnerlich,

un Nood bestohn mookt stark un wiss,

dat niejes Glück folgt Finsternis.

Wo een Geburt, so is een Krise:

Dat Best beginnt oft swoor un fiese.

(R. Fuchs 12.06.05)

 

 

 

Liebeslied an meine neue Brille

 

Ich liebe dich, du, meine Brille.

Im Nebel stünd´ ich ohne dich.

Ich setze dich am Morgen auf,

dann lüftet gleich der Schleier sich,

dann seh ich klar, renn nirgends gegen,

hab gute Sicht auf allen Wegen.

Jedoch ist Klarsehn nicht nur gut.

Man sieht den Staub in allen Ecken.

Im Nebel durch Pupillenknick

konnt sich so mancher Dreck verstecken.

Nun aber ruft die klare Sicht:

Um´s Putzen rum, da kommst du nicht!

Schwing endlich Staubtuch und den Feudel,

die Brille ist nicht nur zum Lesen!

Sie zeigt dir auch erbarmungslos:

Es ist längst Zeit für deinen Besen,

für Staubsauger und Kachelschrubben,

sonst sieht die Wohnung aus wie´n Schuppen,

in dem die Spinnen fröhlich weben

und Netze in die Ecken kleben...

Ich liebe dich, du, meine Brille!

Du machst mir klar und scharf den Blick.

Das ist mir meistens großer Segen.

Nur für den Hausputz ist´s kein Glück.

Den müsst´ ich nicht so häufig machen,

wenn ich im Nebel bleiben würde.

Ach, liebe Brille auf der Nase,

mal bist du Segen, mal auch Bürde!

 

So ist’s mit vielen Nützlichkeiten:

Sie haben allesamt zwei Seiten.

Was uns das Leben leichter macht,

macht uns das Leben nie nur leicht.

Es hat so manchen Nachteil auch,

wenn einen Vorteil man erreicht.

 

 

 

Das Fest der Feste

 

Wenn Gänse um ihr Leben bangen,

wenn lichten sich die Reih’n der Tannen,

wenn überall die Kassen klingen

und Chöre Extraproben singen,

wenn Kinder Flöte üben, dichten,

die Schneematschberge auf sich schichten,

wenn man sich fürchtet vor Verwandten,

vor Festbesuch von Onkeln, Tanten,

die man das ganze Jahr nicht sah,

dann ist die Weihnachtszeit bald da.

 

Wenn Schokomänner auf Regalen

sich drängeln in Millionenzahlen,

wenn Christbaumschmuck – wie alle Jahre –

wird vielerorts zur Mangelware,

wenn Feuerwehr und Polizei

bekommen überhaupt nicht frei,

weil manche Festtags-Pyro’mannen’

verbrennen Haus und Hof mit Tannen,

dann ist’s soweit, ganz ohne Frage:

Es brechen aus die Weihnachtstage!

 

Kreislaufkollaps, Herzinfarkt

durch Vorfest-Stress, stresst manchen Arzt.

Im Festtagsstreit-Familienkrach

wird selbst die stärkste „Pumpe“ schwach.

Kaufrausch und Geschenkejag(ch)d,

die treiben uns bis abends Acht:

Hat man auch ja niemand vergessen?

Man kauft in Panik, wie besessen.

Ganz ohne Zweifel ist’s soweit:

Es droht die „stille“ Weihnachtszeit!

 

Kaum ist der Auftaktsstress geschafft,

verlässt uns schon die letzte Kraft.

Sind Nerven dünn wie Seidenfaden,

Platzt uns bei jedem Mist der Kragen.

Ärgerlich und „ausgepowert“

stöhnt man,

wenn dann zu lange dauert

der Gottesdienst zum Christus-Feste,

man stöhnt wie alle Vorjahrs-Gäste.

Ein Jahr ist’s her, dass man sich sah,

im Kirchenhaus – hallelujah!

 

Und nachher geht vor’m Weihnachtsbaum

erst richtig los der Fest-Alptraum:

Die Kinder fetzen die Geschenke,

die Alten spülen Frustgetränke

und Kaffee in den Magen runter,

damit man „lustig“ wird und munter.

Das Niveau sinkt, die Stimmung steigt

durch Alkohol zur Weihnachtszeit.

„Stille Nacht und heil’ge Nacht“ –

Musik wird per CD gemacht.

Auch, dass „ein Ros’ entsprungen ist“,

kein Plattenproduzent vergisst.

„Alle Jahre wieder“

werden alte Weihnachtslieder

neu gepresst und aufgenommen,

damit sie in die Stuben kommen,

gesungen uns von Star-Tenören,

von Kammer- oder andern Chören.

Nur – selber Singen geht nicht mehr,

denn nie geübt, ist dies zu schwer ...

 

Ist schließlich alles ausgepackt

und aufgegessen, dann man sackt

todmüde und geschlaucht ins Bett.

Die Anverwandten sind längst weg.

Jetzt – endlich, endlich – ist’s soweit:

Ein Ende hat die Notstandszeit!

 

Doch: Halt!

Vielleicht geht’s nun gleich weiter?!

Nicht jeder war erfreut und heiter

durch das, was man ihm hat geschenkt.

So mancher jetzt an Umtausch denkt.

Und nochmals gibt’s für ein paar Tage

Geschenkartikelumtauschplage,

bis dies Problem ist auch geschafft,

das häufig kommt nach „stiller Nacht“.

 

„Alle Jahre wieder“ droht die Weihnachtszeit

und dann gibt es wieder Hektik, Panik, Streit.

„Alle Jahre wieder kommt das Christuskind“,

fragt sich, warum Menschen

zum Fest nicht glücklich sind ...

 

 

 


Jeder ist anders

 

Du läufst nicht in meinen Schuhen.

Ich lauf nicht in deinen Schuhen.

Ich lebe nicht dein Leben

und du nicht meins.

Du kennst nicht mein Herz

und ich nicht deins.

Du hast nicht meinen Kopf

und ich nicht deinen,

du bleibst in deinem Hirn

und ich in meinem.

Mein Körper ist ganz anders

als dein Leib.

Dein Körper ist ganz anders

als mein Leib.

Ich seh die Welt in meinem Licht,

und seh sie nicht aus deiner Sicht,

du nicht mit meiner Erfahrung,

ich nicht mit deiner Erfahrung.

Anders ist unser beider

inneres und äußeres Gesicht.

Ich fühl nicht deinen Schmerz

und du fühlst meinen nicht.

Was du brauchst und glaubst

und hoffst und liebst,

hab ich nicht wirklich,

und was du mir gibst?

Es trifft nie genau,

was ich brauche und meinte.

Konnten wir trösten,

wenn wer von uns weinte?

Ich hab nicht deine Stärken

und auch nicht deine Schwächen.

Ich kann nur für mich selbst

und du für dich nur sprechen.

 

Auch wenn wir Jahre zusammen gehn,

kennst du nicht mich und ich nicht dich.

Kennst du dich?

Kenn ich mich?

 

Wir können`s nur versuchen

und immer neu probieren

und manchmal kann das Wunder

dann doch vielleicht passieren,

dass wir uns verstanden fühlen,

glücklich, dass uns wer sieht und hört.

Und solche Glücksmomente

sind aller Mühen wert.

 

 

Flügel verleihen

 

Such bei Menschen nicht die Fehler

und nicht fehlerlose Freunde.

Denn wer dieses beides tut,

bleibt ganz einsam und alleine.

Menschen halten das nicht aus,

und sie werden vor dir weichen.

Was willst du mit solcher Suche

denn für sie und dich erreichen?

Menschen sind nie ohne Makel,

und nur der Mensch ist perfekt,

der die Fehler anderer aushält,

Stärken sucht und sie entdeckt.

Wofür kann ich erstens danken?,

muss die erste Frage sein.

Wer so auf die andern zugeht,

ist ihr Freund, bleibt nicht allein.

Mach den Menschen erstens Mut

und – sieh da: Sie traun sich was!

Ihre Freude tut dir gut.

Leben macht dann sogar Spaß!

Tröste, stärke, lobe, lächle,

mache Mut zum Fehler machen.

Lerne über eigne Pannen

und der andern Patzer lachen,

nur nicht hämisch, sondern kichernd

mit `nem Augenzwinkern. So

bringst du andere und dich

über Grenzen und wirst froh.

 

Gieß nicht Suppe in die Haare,

bis du`n Haar in Suppe findest.

Es wär besser und beflügelt

wenn du auch Kritik verbindest

mit zuvor gesagtem Lob,

mit zuerst gesagtem Dank.

Wenn du stets ins Dunkle reinschaust

machst du deine Seele krank.

Denn: Auf was das Auge sieht,

welches ist das Licht des Leibes,

macht das Herz hell oder dunkel.

Darum tu doch einfach beides:

 

Suche erstens stets das Gute

und – wo nötig – üb` Kritik.

Tu dies aber höchstens zweitens.

Hab dich selbst ein bisschen lieb.

Denn: Du weißt – so, wie man reinruft

in den Wald, so schallt`s heraus.

Kritisch-konstruktive Leute

sehn am Ende glücklich aus,

weil sie Besserung bewirkten

und nicht nur `ne miese Stimmung.

Bring die Welt ein bisschen vorwärts,

bring die Menschen zur Besinnung

auf das, was für`s Leben gut ist,

dann wird`s in dir, um dich Licht.

Sag die Wahrheit klar und deutlich,

aber spar` mit Güte nicht.

 


Nasenjucken

 

Mal kräftig niesen – das befreit!

Erlösung bringt´s auf jeden Fall.

Der Niesreiz muss samt Staub ja weg

durch einen starken Atemknall.

Doch kommt der Urknall-Nasenreiz

nicht nur zur rechten Zeit.

Die Nase hat sich reichlich oft

zur falschen Zeit befreit –

z. B. im Theatersaal, beim klassischen Konzert.

Beim Kinderspiel schon, im Versteck

war´s Niesen ganz verkehrt.

Beim Spiel war das Versteck enttarnt,

im Festsaal war´s ´ne Peinlichkeit.

Die Nasenflügelexplosion

kommt oft und gern zur falschen Zeit.

Hatt´ ich´s mal wieder nicht geschafft,

den Nies zu unterdrücken,

verlor ich gegen ihn die Schlacht

und es gewann das Jücken,

dann konnte ich im Nachhinein

nur einen Trost noch finden:

Zum Glück hat´s oben raus geknallt

und nicht nach unten-hinten!

 


Die Sturmstillung

 

Ein kleines Wort ist´s , das befreit,

nimmt Druck von dir und schenkt Dir Zeit,

verhindert, dass Du´s übertreibst

und sorgt dafür, dass Mensch Du bleibst,

wenn alle Welt was von dir will.

Sprich´s und der Sturm schweigt plötzlich still.

Welch kleines Wort mag das wohl sein?

Trau dich! Sprich´s aus – das Wörtlein Nein!

 

 

„Erfolgsrezept“

 

Etwas werden ist nicht schwer,

etwas sein, dann um so mehr,

etwas bleiben, treu und immer,

ist so manches Mal noch schlimmer.

Frisch verliebt wem Treue schwören,

Christ und gar Pastor zu werden,

das ist, wie fast aller Anfang,

federleicht allhier auf Erden.

Denn in jedem Anfang wohnt,

wie schon Herrmann Hesse schreibt,

ja ein Zauber, der beflügelt.

Dumm nur, dass er dann nicht bleibt!

Nur im Anfang scheint’s uns leicht,

denn beschwingt vom ersten Schwung,

voller Tatendrang, begeistert,

ist die Kraft noch frisch und jung.

Noch passieren keine Pannen.

Niemand spuckt uns in die Suppe,

denn noch schlummert seelenruhig

die Bedenkenträgertruppe.

Kritiker, die’s besser wissen,

sind noch keine „Wegbegleiter“

und Ideen tanzen in dir.

Du bist wohlgemut und heiter.

Ausgeschlafen, frisch ans Werk,

willst du deine Sache starten,

und du kannst das Ziel schon sehn,

kannst den Startschuss kaum erwarten.

 

Doch – beginnst du, stellst du fest,

dass es nicht so einfach ist,

wie du’s dir hast ausgedacht,

dass du nicht vollkommen bist,

dass du manches noch nicht wusstest,

dass du hier und da girrt,

dass die schönste Traumidee

nur mit Schmerz geboren wird.

Du musst manches noch verbessern.

Gegner sind vielleicht dagegen.

Du musst Kompromisse schließen,

diskutiern und überlegen,

du musst zweifeln, Haare raufen,

beten, zagen, zittern, fluchen

und nach mancher Bauchlandung

es zum x-ten Mal versuchen.

Wohl genährt und kugelrund

lebt nun auf der Schweinehund,

der in dir sich träge räkelt,

deinen Fleiß mit Hohn bemäkelt:

„Wozu rackern? Lass es sein!

Kriech ins Schneckenhaus hinein!“

Und dann kommt der „tote Punkt“,

möchtest alles hin jetzt schmeißen,

alles in die Tonne kloppen,

Aufgeschriebenes zerreißen.

 

Doch, mein Freund, tu’s lieber nicht!

hol tief Luft und schlaf mal drüber.

Leg Begonnenes beiseite.

Nach dem Winter blüht der Flieder!

Manchmal kommt schon über Nacht

dir die Lösung in den Sinn.

Manchmal fällt dir jemand ein

und du gehst zu dem dann hin

und du fragst ihn mal um Rat –

und du staunst, weil er ihn hat,

den Rat, der dich zur Lösung führt

für dein so schwieriges Problem,

und du kannst, statt dichtem Nebel,

plötzlich klare Wege sehn.

 

Wirklich Gutes wird erlitten.

Wie von selbst geht’s selten gut.

Für Ideenverwirklichung

braucht man meistens ganz viel Mut

und Bereitschaft, durchzuhalten,

schwere Stunden durchzustehn.

Für das Beste und das Schönste

muss man schwerste Wege gehn.

Jede echte Leidenschaft

wagt, was ihr auch Leiden schafft,

bricht nicht ab, was angefangen,

will zum Ziel ja hingelangen.

 

Und du brauchst die Weggefährten,

die an deine Stärken glauben,

dich und deine Schwächen tragen,

trösten, dir den Mut nicht rauben,

Glaube, Hoffnung, Liebe teilen

und im Sturm dich gut beschützen,

deine Pläne unterstützen,

die nur wollen, was du kannst,

die dich nicht verbiegen wollen.

Menschen scheitern, wenn gezwungen

sie versuchen, was sie sollen,

aber eben gar nicht können.

Glücklich ist nur der zu nennen,

der begabt und unterstützt,

mit dem, was er kann, uns nützt.

 

Kurze und bequeme Wege

bringen selten Qualität.

Doch zufrieden und erfolgreich

wird, wer weite Wege geht.

 

 

Krisenzeiten

 

Das Leben bringt uns schwere Krisen,

die jeder Mensch bestehen muss,

als würd’ man keine Luft mehr kriegen,

so ist uns dann, als wär’ nun Schluss.

Was bisher war, fährt jetzt dahin.

Ich kann nicht mehr drin wohnen.

Das Alte war mein Lebenssinn!

Nichts scheint sich noch zu lohnen.

Was Neues ist mir nicht in Sicht.

Ich steh im Niemandsland.

Was werden soll? Ich weiß es nicht,

hab’ nichts mehr in der Hand.

Nun kämpft der Mensch noch eine Zeit.

Er will’s zurückgewinnen,

was ihm der Lebensfortschritt nimmt.

Doch wird’s ihm nicht gelingen.

Erst wütend, dann verzweifelt,

so ringt der Mensch, bis dann

er endlich müd’ erkennen muss,

dass er’s nicht schaffen kann

im Alten zu verweilen.

Es wird ihm bald enteilen.

Es folgen Ohnmacht und Verzagen,

und mancher gibt sich auf.

Doch besser geht’s dem, der sich fügt

dem Lebenszeitverlauf

und suchend fragt und fragend sucht:

Was ist jetzt für mich dran?

Ob mir die neue Lebenszeit

zum Schatzhaus werden kann?

Ich lasse los, was von mir geht,

werd’ frei für’s Zukunftsland

und nehm’ die Sehnsucht in mir drin

wie’n Spaten in die Hand.

 

Ich grabe in dem neuen Acker

und such nach Gold darin

und finde schon beim Buddeln

viel Kraft und manchen Sinn.

 

Ich sä’ auch die Erfahrung ein,

die ich im Alten machte

und ernte dann aus Alt plus Neu

viel mehr als ich je dachte!

Ich merk begeistert: Nein, zurück,

das will ich gar nicht mehr!

Denn: Alt plus Neu bringt andres Glück.

Und das erfreut mich sehr!

Und manches Alte nochmals leiden?

Nee! Das ist nüscht für mich!

Die Reise bis hierher war gut!

Die Mühe lohnte sich.

 

 

Menschenfreunde

 

Menschen, die ihr Leben wagen,

damit auch andre leben können,

solche Menschen kann man wirklich

Kinder unsres Schöpfers nennen!

 

Wer nur für sich selbst sich schindet,

sich für eignen Vorteil quält,

der tut gar nichts für die Schöpfung,

die ihn doch am Leben hält.

Auch die, die nur jene lieben,

die zu ihnen freundlich sind,

sind noch keine Friedensstifter.

Größte Liebe dort beginnt,

wo die Liebe bisher fehlt,

wo Sadismus oder Hass

Menschen peinigt, bloß zum Spaß,

und verfinstert unsre Welt.

Liebst du die, die dich auch lieben,

ist’s zwar schön und geht’s dir gut,

aber Fremde schützen, retten,

ihnen Freund sein, fordert Mut.

Dort, wo Teilnahmslosigkeit

wegsieht, wenn ein andrer leidet,

wo Gewalt an Angst sich weidet,

und wo Ungerechtigkeit

Menschen klein macht,

wo der Streit

immer neue Wut gebiert,

Unversöhnlichkeit regiert,

dort ist Liebe echt gefragt,

die sich einzumischen wagt.

Menschen, die dann alles geben,

wenn das Leben gar nichts hat,

weder Schutz noch was zu essen,

die tun eine Heldentat.

Niemand hat wohl größre Liebe

als der, der für andre leidet,

der für Schutz und Menschenrettung

weder Angst noch Schmerz vermeidet.

 

So, wie Schafe unter Wölfe,

schickt der HERR uns in Gefahr,

um die wehrlosen Geschwister

rauszuholn, ganz wie ER war:

Er ging bis ans Kreuz für uns,

damit wir nach Hause finden

aus der todregierten Welt,

aus dem Bösen, aus den Sünden,

die die Menschen vor uns taten,

woran wir zu leiden haben,

aber auch aus eignen Sünden

und aus eigenem Versagen.

Wir sind Opfer und auch Täter,

schuldverstrickt und ungeborgen.

Doch aus Liebe kam ER zu uns,

in den Streit, die Angst, die Sorgen,

so, wie bei `nem Grubenunglück,

kam ins Dunkel, uns zu retten,

die tief unten ohne ihn

weder Licht noch Hoffnung hätten.

Und so woll`n wir als Getaufte,

die mit ihm im Bund schon sind,

Menschen schützen oder retten,

Frauen, Männer, jedes Kind,

jeden Menschen ohne Chance.

Dafür gehen wir auf`s Ganze!

Und wir tun dies auch mit allen,

die, wie wir, um Frieden ringen,

ganz egal, woran sie glauben.

Toleranz wird es gelingen,

Menschenleben froh zu machen.

Unser Ziel ist: Kinderlachen!

 

Menschen, die für andre Menschen

Helfer und Beschützer werden

und dabei sich selbst vergessen,

sind Geschenke hier auf Erden,

sind für Gott die größte Freude,

der in jedem Opfer weint.

Der Mensch, der sein Leben wagt

für die andern, ist SEIN Freund.

 

Wer hier tröstet, Schmerzen lindert,

Angst besiegt und Frieden bringt,

der ist Sieger, weil er Herzen

und nicht bloß den Kampf gewinnt.

 

Menschen, die ihr Leben wagen,

damit auch andre leben können,

solche Menschen kann man wirklich

Kinder unsres Schöpfers nennen.

 

 

Gespräch mit meinem Spiegelbild

 

Ich schau dich an.

Du siehst aus wie ich,

du da im Spiegel.

Du spiegelst mich,

spiegelst mein Haar,

und manches ist grau.

Du bist nicht geboren

von einer Frau.

Du bist nur von mir,

hast kein Eigenleben.

Sogar meine Augen

hab ich dir gegeben.

Du bist kein Vampir,

denn du lebst vom Licht.

Ohne Licht, ohne mich,

da gäb es dich nicht.

Fühlen und denken,

sehn, hörn und schmecken,

riechen und träumen

und Pläne aushecken,

lieben und hassen,

glauben und hoffen,

zweifeln und kämpfen,

für Neues offen,

all dies und mehr –

du kannst es nicht.

Ahmst immer nach,

borgst mein Gesicht.

Sein möchte ich nie so:

so wie du’s immer musst,

denn du kopierst nur

und lebst nie bewusst.

 

Ich kenn aber manche,

die so wie du sind,

weil deren Leben

vielleicht nie beginnt,

vor ihrem Sterben.

Sie fürchten den Tod,

von Sonnenaufgang

bis Abendrot,

und merken nicht,

dass sie gar nicht leben,

weil sie kopiern

und ständig erstreben,

ganz wie wer anders

und nie selbst zu sein,

sprechen nie eigenes

Ja oder Nein.

Denken „wie alle“,

sind von Kopf bis Knie

stets trendy gekleidet.

Mimen sind sie.

Sie spielen Rollen,

hinter Masken versteckt,

stets drum bemüht,

dass niemand entdeckt,

dass hinter den Masken,

würd man sie heben,

nur Abziehbilder

von anderen kleben.

Sie folgen Idolen,

klaun deren Sprache

und deren Gesten

und deren Lache.

Tanzen nach Pfeifen,

marschiern hinterher,

befolgen Befehle,

Hirn im Kopf leer.

Sie sind ohne Meinung,

verform- und verbiegbar,

ins Bockshorn zu jagen,

von jedem besiegbar.

 

Sie sind zwar geboren,

doch sie werden wie du,

so wie du, Bild im Spiegel.

Sie kopiern immerzu.

Du hast kein Herz.

Sie nutzen ihr’s nicht,

sind ohne Profil

und sind nur im Licht

der andern lebendig,

wolln ja gefallen,

nicht nur Bestimmten,

sondern uns allen.

 

Du, Spiegelbild,

du darfst so sein.

Du bist nur du,

glänzt, klargeputzt, rein.

Sie glänzen niemals

und müssten stark riechen,

weil sie uns ständig

von hinten rein kriechen.

 

 

Krankheit und Heilung

 

Wenn dein Bein gebrochen ist

oder du `nen Schnupfen hast,

ist die Krankheit offensichtlich

und die Bürde und die Last

der Beschwerden ist begrenzt.

Heilung ist meist einfach möglich.

Und du spürst Genesungsfortschritt

bald und schnell und meistens täglich.

Nur der Körper ist betroffen,

sein Defekt leicht auskurierbar,

so, wie’n Auto mit `ner Panne

meist ist simpel reparierbar.

 

Aber – wenn die Seele bricht

an dem Wahnsinn dieser Welt,

der in tausend Varianten

sie urplötzlich überfällt –
schlimme Lage, schlimme Bilder,

dauernd Negativkritik,

Ungerechtigkeit, Gewalt,

um die Seele tobt ein Krieg,

Todesnachricht, Ehedrama,

Hinterlist, Gleichgültigkeit,

Krankheit, die zum Tode führt,

tiefes Leid, ein böser Streit,

Mobbing und Verkehrsunfall,

Missbrauch, zu viel Stress und Angst,

Sinnverlust, Hass, irgendwas,

das du nicht verkraften kannst

wenn die Seele dran zerbricht

oder schwer verletzt dir wird,

wenn sie depressiv-verstört

wie gelähmt im Keller friert,

dann ist guter Rat sehr teuer,

dann ist Heilung gar nicht leicht,

und durch Seelenkrankheit wund,

wird dein ganzer Mensch erreicht:

 

Körperlich sind Herzprobleme,

Ausschlag oder Weinkrampf Zeichen,

Kopfschmerz oder Rückenleiden

Magenschmerzen und dergleichen,

Zeichen sind sie nur dafür,

dass tief innen was kaputt ist.

Lange meinen manchmal Ärzte,

dass du körperlich nur krank bist.

Doch mit Spritzen und Tabletten

können sie dich gar nicht retten.

 

Geistig bist nicht bei der Sache,

der Verstand ist gar nicht fit,

kriegst das Denken nicht gemeistert,

kommst im Kopf einfach nicht mit,

wenn du lesen oder hörn sollst

und verstehn, worum es geht.

Panisch oder mutlos kreisen

die Gedanken früh und spät,

finden weder Kraft noch Klarheit,

sind verworren, ohne Halt.

Zwischen dem, was du sonst könntest

und nun kannst, da klafft ein Spalt.

Was man sonst in kurzer Zeit

gut durchdacht hat leicht geschafft,

kriegt man nicht mehr auf die Reihe,

denn es fehlt die Geisteskraft.

Man verzagt und resigniert,

weil man scheinbar nichts kapiert.

Jeder Antrieb geht verloren.

Man sieht weder Sinn noch Ziel.

Schon die kleinste Anstrengung

wird im Burnout dir zu viel.

Und die Fehlerquote steigt,

ja, es kann zum Unfall kommen,

wenn ein Mensch in solchem Zustand

wird nicht bald in Schutz genommen

oder er kann so zerbrechen,

dass er gar nichts je mehr kann

oder aufgibt und sich umbringt,

ganz egal ob Frau, ob Mann.

 

Wenn die Seele dir verletzt wird,

sind dein Körper und dein Geist

mitbetroffen, du, als Ganzes.

Eins das andre mit sich reißt,

nach sich zieht. Ein wilder Strudel

wird das Angst- und Sorgenheer,

so wie`n wildes Raubtierrudel,

wie ein aufgepeitschtes Meer,

das dich packt, verschlingt und frisst,

wenn du schwach und wehrlos bist.

 

Doch – wer nimmt dein Leiden ernst?

Nicht mal du erkennst beizeiten,

die Gefahr, die dich bedroht

durch ein tiefes Seelenleiden.

 

Glück hast, wenn dir wer begegnet,

der durchschaut, was dich so quält,

der dir zuhört und dir sagt,

was dir wirklich dringend fehlt,

der dir erst mal Ruhe gibt,

Schutzraum und Geborgenheit,

dann, wenn du dich selbst nicht kennst

und die Seele „hilfe!“ schreit.

Ich bin dankbar für die Menschen,

die mit mir durch Täler gehn,

wenn ich seelisch krank und leer bin

und mich selbst kann nicht verstehn.

 

Wo ist die Entschleunigung,

die so viele heute brauchen?

Zu viel Arbeit, wenig Zeit,

viele können kaum noch krauchen,

müssen schlucken, schlucken, schlucken,

ohne Zeit, das zu verdaun,

was die Seele trifft und umhaut.

Seelenweinen hört man kaum.

 

Und ein weit’rer, schlimmer Grund

lässt die Menschen schwer erkranken:

Es ist ganz schwer ungesund

für die Seele und Gedanken,

für dein ganzes Menschenleben,

wenn verdrängst du deine Sünden.

Lässt du die dir nicht vergeben,

kannst du niemals Frieden finden:

Schuld und Irrtum und Versäumnis

oder böse Worte, Taten,

brennen ein sich im Gewissen,

welches überhört wir hatten.

Und in stillen Stunden dann

und in Schlaflos-Alptraumnächten

fängt es wild zu pochen an,

wird’s uns quälen, wird’s uns knechten.

Im Gefängnis unsrer Angst,

dass die Untat kommt heraus,

bleibst getrennt von Gott und Menschen

und du kommst nicht aus dem Haus

ohne Fenster, ohne Türen,

wenn du nicht darüber sprichst.

Nur die Beichte und Vergebung

machen, dass du nicht zerbrichst,

dass du wieder fröhlich lachst

und dein Herz zu Stein nicht machst.

 

Was auch immer dich belastet,

lerne drüber mit wem reden,

dem du gut vertrauen kannst,

auch mit Gott. Magst mit mir beten?:

Hilf uns, Herr, dann ist geholfen,

heile du uns, dann ist’s gut.

Gib doch deinen Kindern wieder

neue Kraft und neuen Mut,

die nicht ein noch aus mehr wissen,

die nicht länger stark sein können

und trotzdem doch stark sein müssen,

täglich kämpfen, rackern, rennen.

Weißt du, wie viel Menschenkinder

nur noch äußerlich ein Mensch sind,

innerlich `ne Brandruine,

ausgebrannt, Frau, Mann und Kind?

Weißt du, wie viel Tränen innen

mancher Mensch ganz leise weint,

der nach außen taff und toll

und intakt bloß noch erscheint?

Viele lachen, scheinen heiter,

leben innen tot nur weiter.

 

Herr im Himmel, schau herunter

in die Keller in uns drinnen.

Nimm dich an all der Gebrochnen,

dann kann Heilung auch beginnen.

 

 

Plötzliche Selbsterkenntnis

 

Neulich, wie ich am Lenkrad saß

und pfiff ein Liedchen, nur so zum Spaß,

da schwoll mir vor Stolz und Freude die Brust,

denn ich merkte: Pastor sein ist eine Lust!

Mir blinkten und winkten in den Autos die Leute.

Was sind die alle freundlich heute,’

so denk’ ich zufrieden und fröhlich bei mir,

wie mögen die alle ihren Pastor hier!’

Und ich grüß’ zurück, hebe lächelnd die Hand

und sage zu mir: ‚Du bist beliebt und bekannt,’

bis plötzlich ich merke - es war fast schon Nacht:

Du Trottel hast dein Fernlicht nicht ausgemacht!

 

Was lerne ich aus der Geschicht’?

Man hält sich für besser als man ist

und sieht’s oft nicht und doch ist’s wahr:

Man wird für andre zur Gefahr!

Und außerdem - ich lerne auch,

dass ich Kritik von andern brauch.’

Sie weisen mich auf Fehler hin,

damit ich nicht im Irrtum bin,

damit ich besser mich versteh’

und klarer meine Grenzen seh’,

damit ich andern nützlich bin.

Kritik ist wertvoll und macht Sinn.

 

 

Im Nebel leben?

 

Im Nebel fährt ein Autofahrer,

die Sicht wird trüber und nicht klarer.

Drum schleicht er mehr, als dass er fährt.

Er hofft: ‚So mach ich nichts verkehrt.’

Da sieht er vor sich rote Lichter

und fährt ein bisschen nur noch dichter

und freut sich, unser guter Mann,

dass er wem anders folgen kann.

Der andre leuchtet nun den Weg

und zeigt, wohin die Reise geht.

Die Angst vor’m Schlittern in den Graben

muss unser Fahrer nicht mehr haben.

Der Nebel aber wird noch dichter.

Noch näher fährt er an die Lichter,

die roten, von dem Vordermann.

Noch dichter bleibt er an ihm dran.

Da bremst der Typ vor ihm abrupt.

Zwar hat der hinten noch gehupt,

doch knallt es trotzdem. Er fährt drauf

und springt geschockt und wütend ’raus:

Was fällt ihnen ein, so plötzlich zu stoppen?!

Sie Blödian, woll’n sie mich foppen?

Sie Trottel, dieser Scherz war schlecht!“,

so poltert er, fühlt sich im Recht.

Sie Vollidiot! Mann, sind sie dämlich!

So bremst man nicht! Es ist doch neblig!...“

Der andre kühl ihn unterbricht,

den aufgebrachten Blubber-Wicht:

Was woll’n sie, stelle ich die Frage,

denn hier in meiniger Garage?“ ...

So mancher folgt blind andern Menschen,

vergisst bequem das selber Denken.

Man folgt mit Herdentrieb der Menge

Und lässt sich treiben im Gedränge

Der Masse, ganz egal, wohin.

Man fragt nicht nach dem Ziel und Sinn.

Denn: Dahin, wo die Mehrheit rennt,

nicht einer eine Antwort kennt

auf diese Fragen: Wo geht’s hin?

Wo komm’ ich her? Was ist der Sinn?

Augen, Ohren, Herzen dicht –

Die Mehrheit rennt, doch fragt sie nicht,

was das Gerenne eigentlich

für’n Sinn hat. Alles nebelig(ch).

Von der Wiege bis zur Bahre

Wird getrottet bis zum Grabe,

ohne je gelebt zu haben ...

Kommt! Lasst uns das Denken wagen!

Das kann doch noch nicht alles sein.

Mehr Leben muss ins Leben rein

als bloß der Masse nachzustreben!

Du darfst nicht als Kopie nur leben.

(Nach einem Witz)

Alles bleibt, so wie es ist

 

Was tut ein Hamburger, sagt man,

wenn er mal auf die Schnauze fällt?

Er tut dann gar nichts anderes

als alle Menschen dieser Welt:

Er nimmt die Hände aus den Taschen,

die er zu lange hatte drin,

um sich damit dorthin zu fassen,

wo’s schmerzt: an’s aufgeschlag’ne Kinn.

Der Mensch, er wartet für gewöhnlich

zu lange, tut nichts bei Gefahr.

Er ist zu träge und bequemlich

und bleibt so, wie er immer war.

 

 

Das Anstandsstück

 

„Nein, danke“, heuchelte jeder mit Lächelgesicht,

„nein, ich bin schon satt, ich möchte nicht.“

So sprachen sie alle, wohlerzogen

und hatten noch Hunger, während sie logen.

Die Dame des Hauses bot’s allen zwar an,

das „Anstandsstück“ – doch – niemand kann

vor all den anderen dieses sich nehmen.

Es würde zwar schmecken, doch würd’ man sich schämen.

Man hat eben „Anstand“, und das tut man nicht,

selbst wenn der Hunger den Magen zersticht.

Das letzte Stück duftendes, leckeres Fleisch

ging ’rum erkaltend vergeblich im Kreis.

„Nein, danke!“, sagte jedermann.

Da rief die Dame den Johann,

den Diener des Hauses und flüsterte ihm:

„Geh mal zum Sicherungskasten hin

und dreh’ die Sicherung kurz ’raus!“

Und Johann ging, und das Licht ging aus.

Nach kurzem Gemunkel gab’s ’n kräftigen Schrei,

dann Gewimmer im Dunkel „oh je“ und „oh weih“.

Schnell drehte Johann die Sicherung rein –

da sah man das Unglück im Lampenschein:

Eine Hand auf dem Fleisch, und die total hin,

denn wohl zwanzig Gabeln steckten drin ...

 

Und die Moral von der Geschicht’?

Zu Lügen aus „Anstand“ bringt es nicht!

Sag’, was du denkst und dies grade ’raus.

Sprich dich ehrlich und offen aus.

Sag’, was du willst, und sag’, was du brauchst,

sag’, was du fühlst und auch, was du glaubst!

Freundlich und maskenlos ehrlich zu sein,

bringt dir am Ende viel Besseres ein.

Denn andernfalls droht dir der Konjunktiv:

Hätte ich bloß!“

– und –

manches geht schief.

Du hast ja dazu

viel zu lange geschwiegen.

Keiner wird froh

mit Anstandslügen.

(Nach einem Witz)

 

 

Die zwei Möglichkeiten

 

Zwei Menschen mussten zum Masseur.

Sie hatten beide ein Malheur,

ein krankes Bein, das hatten sie.

Massieren sei die Therapie,

so sagte der Arzt, die Heilung bringt.

D’rum sind die beiden hingehinkt

zu einem Physiotherapeuten

und seinen angestellten Leuten.

Doch: Als man dort mit fester Hand

die Beine massierte, die, die krank,

da stöhnte und schrie nur einer von beiden.

Der andere schien nicht zu leiden.

Er pfiff ein Lied beim Beinmassieren.

Sein Nachbar schien fast zu krepieren

als beide auf der Pritsche lagen

und ließen von Masseur’n sich plagen.

Sag mir ganz ehrlich, ohne Scherz,

warum verspürst du keinen Schmerz,

beim Klopfen, Drücken, Strecken, Kneten?

Ich könnt’ dem in den Hintern treten,

der mich massiert, dem Folterknecht!

Warum geht’s dir dabei nicht schlecht?

Ich halt’ es nicht mehr aus zu leiden!

So fragte der erste nachher den zweiten,

Ganz einfach“, sprach da der zu ihm,

Ich halt’ das heile Bein nur hin

und geb es als das Kranke aus!

So komm’ ich ohne Schmerzen ’raus

aus dieser Foltertherapie.

Die kneten nur mein heiles Knie...

Und die Moral von der Geschicht’?

So mancher Mensch, der traut sich nicht,

des Übels Grund zu therapieren

und lässt nicht wirklich sich kurieren.

Dem Übel auf den Grund zu gehn

ist meist ja schmerzlich unbequem.

Doch: wer die Müh’n und Schmerzen scheut,

der kommt letztendlich nicht sehr weit.

Man kriegt nicht nur ein heiles Bein,

lässt man sich auf Kurierung ein.

Im ganzen Leben ist es so:

Nur Leidbeseitigung macht froh

und stark wird nur, wer Leid durchsteht

und nicht die leichten Wege geht.

(Nach einem Witz und zu Mt 7,13-14)

 

 

Der Schlagerstar

 

In einem kleinen, netten Dorf

soll ’n zweifelhafter Schlagersänger,

so künden überall Plakate

den Leuten an schon länger,

zum Singen kommen für die Menschen.

Der Tag rückt näher ’ran.

Das „Schicksal“ ist nicht abzuwenden –

er kommt, der Schlagermann.

Er ist schon überall bekannt,

der Ohrenfolterknecht.

Man weiß von ihm in Stadt und Land:

Gut singen kann er schlecht!

Nicht jeder hat ihn schon gesehn,

doch wer ihn hat gehört,

der weiß, wie’n Hirsch im dunklen Wald

mit Stimmbruch und Erkältung röhrt.

Und an dem Tag, da’s losgehn soll,

kommt in den einz’gen Krämerladen

am Ort ein Mann, Geldbörse voll:

Ich kaufe alle Tomaten!

Und alle Eier kauf’ ich auch.

Ich kaufe die Bestände auf!

Verstehe schon!“, grinst „Tante Emma“

hinter dem Ladentresen,

Sie wollen wohl, Sie Frecher, Schlimmer,

zu dieser ‚Krähe’ gehen,

die heute Abend hier soll quaken,

dies blöde Schlager-Aas?

Ich wünsch ‚gut Schuss’ mit den Tomaten

und mit den Eiern! Ganz viel Spaß!“

Da kriegt ’n roten Kopf der Mann,

steckt weg sein Portmonee

und fängt verzagt zu stottern an:

Ich bindie Schlager-Kräh’!

(Nach einem Witz)

 

 

Lautstärke

 

Bauer Lehmann und Bauer Johns,

die hörten gern die Rolling Stones,

und eines Tages – jippi yeah! –

war diese Rockband auf Tournee.

Die Stones in ihrer Kreishauptstadt?

So eine Chance! Die Zwei war’n platt!

Und dann entschieden sie sich schnell:

„Dor geiht wi hen, tau de Rockkapell’!“

Gesagt, getan! Hut auf und los,

in die Stadtkonzerthalle – riesengroß!

Und da rockten die Stones auf der Bühne herum.

Sie sprangen und brüllten und machten sich krumm

in Laserstrahlen, mit ganz viel Krach.

Uns’e Jungens vom Lande, die waren hellwach!

Sie tanzten und zuckten und grölten mit.

Sie kannten von den Stones ja jeden Hit.

„I can get no satisfaction!“ –

Wahnsinnsparty! Riesen action! ...

Nach zweieinhalb Stunden war’s Rockkonzert aus.

Glückselig-verschwitzt wollten beide nach Haus.

Draußen, vor der Halle, sagte Lehmann zu Johns:

„Die werden auch immer lauter, die Rolling Stones!

Ich find’ die ja gut, nur eins tut mich stör’n:

Ich kann nach dem Krach überhaupt nix mehr hör’n.“

Drauf zieht Bauer Johns nur lächelnd den Hut:

„Danke der Nachfrage! mir geht es gut!“

(nach einem Witz)

 

 

Das Hotel Krankenhaus

 

Ein jeder Mensch, so sieht’s wohl aus,

muss dann und wann ins Krankenhaus.

Dort muss er Leiden auskurieren

per Therapie und Operieren

mit Unterstützung von Tabletten

und von mal mehr, mal wen’ger netten

Ärzten, Schwestern, Krankenpflegern,

Heilern, Infusionenlegern,

die sich um’s Weh des Menschen kümmern,

denn ohne sie würd’ sich’s verschlimmern.

Behandelt oder operiert

wirst’ schnell, s’ geht fast wie geschmiert –

doch dann danach dich zu erholen,

was Frischgeflickte ja auch sollen,

das ist nicht drin in dem „Hotel“,

wo’s streng nach Zeitplan geht und schnell

und wo – hast du kein Einzelzimmer –

das Stöhn- und Schnarchkonzert folgt immer

der anderen im Krankensaal

samt ihr’m Geruch, oft eine Qual!

(Der eig’ne Mief macht dir nichts aus,

fleucht dir mal was nach achtern raus.)

Du wirst tagtäglich hochgerissen

aus deinem Schlaf- und Ruhekissen,

musst Pillen schlucken und kriegst Spritzen

dahin, worauf wir alle sitzen.

Man starrt ins Ohr dir und in’n Rachen

und piesackt dich mit tausend Sachen.

Es gibt nie Ruh’ im Krankenhaus,

vergiss es, nein, da wird nix draus!

So bist du froh, wenn abgekämpft

und müde-schlaff du heimwärts kömmst,

heraus aus jenem „Heilhotel“,

in dem es unbequem und schnell –

als wollten sie dort raus dich werfen –

dir ständig ging auf deine Nerven.

Im Krankenhaus und Krankensaal

ist’s fast so, wie am Marterpfahl.

 

Doch: Dies ist ja der Trick – verstehst’?

Der Druck macht, das du schneller gehst

und läufst und suchst, gesund zu werden.

Nur Rasten bringt Rosten und Faulsein Verderben!

In einem Hochdruck-“Heilhotel“

genesen Simulanten schnell,

die gern bequem bedient woll’n sein

und jede eig’ne Mühe scheu’n.

Sind Ärzte und Schwestern gar freundlich und knackig

statt kühl-distanziert und wortkarg-zackig,

dann würden Patienten das Kranksein lieben

und blieben womöglich viel länger liegen.

Jedoch, wie gesagt, bei hohem Druck

gedeiht die Heilung fix, ruckzuck.

 

Und noch ein Gewinn springt für dich raus,

warst du einmal im Krankenhaus:

Wie herrlich scheint danach dein Leben,

das dir zuvor oft grau erschien!

Nu ist es dir zurückgegeben

und glänzt so neu und voller Sinn.

Von Frühstück bis Privat-WC

ist alles top – du jauchzt: „juche!“

Was vorher war wie selbstverständlich

ist dir, genesen, wunderbar,

drum muss man mal ins Krankenhaus,

sonst bleibt der Mensch zu undankbar!

 

 

Technik ist `ne dolle Sache!

 

Technik ist `ne dolle Sache,

wenn sie denn auch funktioniert!

Mir jedoch ist nicht nur einmal

schon das Gegenteil passiert,

dass die Technik voll versagte,

als ich ihr zu trauen wagte.

 

Hier ein Beispiel – kennst du`s auch?

Standst du ähnlich auf dem Schlauch?:

Du sitzt eifrig und schnell tippend

am PC, musst fertig werden –

plötzlich großer Stromausfall!

Unverhofft kam dies Verderben.

Was du dringend tippen musstest –

heute kommst du nicht mehr dran,

und es hilft kein Jammern, Fluchen.

„Göttin“ Technik rührt nichts an.

Im ganzen Dorf war Stromausfall,

Stillstand, Dunkel, überall.

Ich saß da! Die schönste Rede

für die Hochzeit in zwei Stunden

war durch diesen Technikstreik

von dem Bildschirm – schwupp –

verschwunden.

Und ich musst` mit Angst und schweiß

nochmals schreiben meine Predigt.

Mann, das war ein Riesen... mist!

 

Ungeübt, mit Zitterhand,

kritzelte ich was auf’s Blatt,

damit man wenigstes was weiß,

wenn man im Kopf Stromausfall hat.

Fix und alle, knapp vor`m Traupaar,

sprang ich in die Kirche rein,

dachte sorgenvoll, wir müssten

feiern nur im Kerzenschein.

Doch:

O, Wunder, jetzt gab`s Strom!

Was, wenn nicht? Das wär` ein Ding!

Licht erleuchtete die Kirche.

Glocken, Orgel, Mikro ging!

Fast hätt`s sonst `ne Finsterhochzeit

mit zu wenig Licht gegeben.

Nun bekam das junge Paar

beleuchtet und beschallt den Segen.

 

Beispiel zwei: Das Telefon,

das mit seinem schrillen Ton

unser Leben ständig stört,

doch zu uns dazugehört

wie zum Körper ein Organ.

Man wählt uns. Wir rufen an.

Wenn jedoch dies Wunderwerk

der Technik nicht mehr bimmeln will,

sind wir so wie abgeschnitten

von dem Lebensstrom. Ganz still,

ja, ganz totenstill wird`s dann.

Fühl`n uns so wie amputiert.

Ohne Telefongespräche

scheint das Leben ruiniert.

Für das Handy gilt dies gleichfalls,

wenn nicht noch um vieles mehr.

Ohne Dauerfunkkontakt

scheint das Leben öd und leer.

Unsicher erscheint dann alles.

Angst und Ungeborgenheit

toben in dem Handymenschen,

der nicht ruf- und griffbereit

sein Handy ständig bei sich trägt.

Er fühlt sich so wie lahmgelegt.

 

Noch`n Beispiel möchte` ich bringen,

wie die Technik ärgern kann.

Wer ein Hightec-Auto fährt,

hat´s erlebt schon irgendwann:

Autos streiken heute so,

dass nichts ohne Werkstatt geht

Technik ist zu kompliziert.

Nur der Fachmensch sie versteht.

Probleme kann nur er noch lösen.

Wir sind völlig ohne Macht,

Techniksklaven, ohne Durchblick,

wenn es spotzt, blitzt, stottert, kracht

oder man den Schlüssel dreht,

aber trotzdem gar nichts geht.

 

Ohne Technik kannst nix machen,

keinen Kaffe, keinen Tee,

kannst nicht waschen, kannst nicht bügeln,

kochen auch nicht – ach, Herrje!

 

Batterien wollste kaufen,

tatst es leider aber nicht.

Jetzt ist`s finster ohne Kerzen-

oder Taschenlampenlicht.

Und beim Suchen nach `ner Kerze

knallst` wogegen mit dem Bein

an `ne blöde, harte Kante –

nur das Dunkel hört dein Schrein.

 

Nächstes Beispiel, nur für Männer,

die sind des Problemes Kenner:

Musst du dringend dich rasieren,

doch du tust es nur elektrisch

und der Apparat will nicht,

dann wird`s beinah panisch-hektisch,

haste weder Schaum noch Klinge,

diese nützlich-alten Dinge.

Kannst ja nicht wie`n Stoppeligel

zu dem hohen Festanlass!

Zukünftig – das schwörst du dir –

rasierst´, wie Opa, wieder nass.

 

Oder – kennst du diese Pleite?:

Technik – wie sie gern versagt?

Ungezählte Menschen wurden

so von Technik schon geplagt:

Es ist Sommernacht und heiß.

Plötzlich bist du aufgeschmissen.

CD-Player, Fernseher, Radio –

nix geht mehr – es ist be... scheiden.

Denn:

Aus Versehen hatte wohl,

dort, wo man nicht buddeln soll,

ein Bagger Kabel exzellent

mit seiner Schaufel durchgetrennt.

Alle Räder stehen still.

Die Gefriertruhe, sie taut.

Kühlschrank warm. Wo wird denn jetzt

gefrorne Nahrung bloß verstaut?

„Das kann dauern“, sagtdir jemand,

„vielleicht ein paar Tage lang,

bis der Schaden ist behoben“

Deine Nerven liegen blank.

 

Nach dem ersten Hin und Her

müssen du und Nachbarn alle,

Atem holen und dann  planen:

Wie kommt man aus dieser Falle?

 

Und – wie Steinzeitmenschen gänzlich

ohne Technik einst es schafften,

müsst ihr dann das Leben meistern.

Nur: Die wussten, wie sie`s machten.

Ihr jedoch seid ungeübt

und die Technik lacht euch aus.

Nichts, rein gar nichts geht ja heute

ohne sie in Stadt, Land, Haus.

Technik bringt uns ins Verderben,

immer teurer, immer mehr.

Stromabhängig zahl`n und zahl`n wir,

doch die Kassen sind längst leer.

Wasser, Erde, Luft und Licht –

alles wird von uns verschandelt

und die Welt wird von uns Menschen

zu `nem Kraftwerk umgewandelt.

Die Natur wird ausgebeutet,

die uns mal das Leben gab.

Energiegewinnung bringt uns

stromversorgt in unser Grab.

 

Ist’s so? Oder sehe ich das falsch?

Schenkt uns nur die Technik Leben?

Zeigt uns nicht der Blick zurück,

dass die Technik ist ein Segen?

 

Frag dich: Wie war Leben möglich

ohne Technik überall?

Ohne Fernseher, Radio, Motor?

ohne Kühlschrank? Klarer Fall:

Gar nicht! Denn: Was sind die Vorfahrn

ohne Technik schon geworden?

Überhaupt nichts! Nein, die vor uns

sind doch allesamt verstorben...

 

 

Mittagszeit

(nicht ganz ernst gemeint)

 

Sag, geht’s dir auch so mit dem Geld:

Vor Monatsende ist schon leer

das Konto und dann muss man sehn,

wie’s weitergeht. Geld gibt’s nicht mehr...

 

Die Mittagszeit ist auch wie’s Konto:

Bin völlig alle, lang´ vor´m Ende.

Die Energie und Leistungskraft

ist gegen Zwölf, zur Tageswende,

längst vor dem Abend aufgebraucht

und hat den Geist schon ausgehaucht.

Dann schlepp ich mich den Rest des Tages

zum Horizont des Abends hin

und weiß am Ende gar nicht mehr,

wie ich da angekommen bin.

Am Morgen pfeiff ich voll Elan

ein frohes, helles Liedchen und

da läuft mein Motor noch im Takt,

wie´n Zwölfzylinder, völlig rund.

Jedoch das erst Gähnen dann

ab elfuhrdreißig zeigt mir an:

Nun musst du wieder tapfer sein:

Schlaf bloß nicht vor dem Abend ein!

Der Geist, er pfeift erschlafft mit Not

auf letztem Loch „Das Lied vom Tod“.

 

Schon in der Schulzeit lernte ich,

mit offnen Augen auszuruhn

und dabei int´ressiert zu blicken

und vorzutäuschen, viel zu tun.

In Wahrheit ging mein Grips auf Urlaub

und nur mein Körper zuckte noch.

Ab mittags stürzte ich geschafft

ins tiefste Energielos-Loch.

 

Bis ich mir dachte: So geht´s nicht!

Was soll das Heucheln? Leg’ dich hin!

Von eins bis drei mach Mittagspause.

Dann macht das Leben wieder Sinn,

dann sieht die Welt ganz anders aus,

dann lässt du wieder Sauen raus!

 

Ich hab’s probiert. Ich stellte fest,

der Mittagsschlaf macht noch mehr schlapp.

Ich taumle dann aus meiner Koje

und stürze nachmittags ganz ab.

Ein kurzes Nickerchen – das ginge.

Meist schlaf ich länger, bin wie tot

vom spät erwachen, so um drei,

bis hin zum ersten Abendrot.

Werd ich dann endlich, endlich munter,

krieg ich bei Nacht kein Auge zu

und krieg den Motor nicht mehr runter

und komm am Morgen erst zur Ruh,

wenn schrill und laut der Wecker lärmt.

Gerädert kriech ich aus dem Bett,

das ich jetzt gerne und viel länger

horizontal bewohnt noch hätt´.

 

Mit Kaffee oder schwarzem Tee

schraub ich mich mühsam in die Höh`,

wenn morgens schon wie abends ist

und übersteh die Tagesfrist

mal müde, manchmal wenig heiter

und leb so bis zum Urlaub weiter.

Der Urlaub ist der Silberstreif

am Horizont. Streb ich ihn an,

dann bin ich, obwohl urlaubsreif,

im Job ein halber Supermann.

Der Traum von Sonne, Wasser, Freiheit,

ganz ohne Stress, fern vom Büro,

fern von Terminen, Telefon,

von Spät- und Frühdienst sowieso,

von Menschenmassen und vom Lärm,

von Hektik, Eile und dergleichen,

der Traum gibt Kraft. Ich halte durch.

Ich will den Urlaub ja erreichen.

 

So ist es mit der Mittagszeit –

sie hält die Urlaubshoffnung wach,

und die sorgt dann per Traum dafür,

dass ich im Alltag weiter mach.

 

Ich lass den Geist an Stränden wandern

und bin nur körperlich noch hier.

Ich träume weit weg unter Palmen,

während ich hier bloß funktionier`.

Doch: wenn wir alle dies so machen,

dann haben wir bald ein Problem:

Am Traumstrand wird es viel zu voll!

Es drängelt sich dort unbequem

ein Heer der Geister, dicht an dicht.

Und Ruhe, die wir alle suchen,

die kriegt man dort erst recht dann nicht!

Der Traum von Stille – Pustekuchen!

 

Die Körper vegetieren hier –

die Traumwelt ist gerammelt voll!

Da sag mir doch mal endlich einer,

wo ich zum Frieden kommen soll?

 

 

Politik und Kirchenpolitik:

 

Mut

 

Ein Mensch hat seine eigne Meinung,

solange er Privatmensch bleibt,

und alles still für sich behält

und von den andern fern sich hält.

Kaum aber ist er in der Gruppe

Und ahnt, dass die dagegen ist,

dann bleibt der Mensch gern still und stumm

aus Angst, dass ihn die Mehrheit „frisst“

oder böse reagiert

oder spöttisch ihn verachtet.

Der Mensch hat sehr oft Menschenfurcht

und fühlt sich stets beobachtet.

Er wahrt nach außen seinen Schein,

hat Angst, statt „in“ sonst „out“ zu sein.

Und manchem ist es nicht gegeben:

Selbst wenn er will – er kann nicht reden.

Doch mancher müsst´ es auch trainieren,

sich nicht mehr länger zu genieren.

Und: Heller machte meist die Welt

der Mensch, der nicht die Schnauze hält,

der seine Meinung mutig sagt

und auch dazu zu stehen wagt,

wenn er dafür kein Lob bekommt,

wenn man ihn dafür sogar meidet.

Ein Mensch mit Rückgrat, Mut und Herz,

der sich von andern unterscheidet,

das ist ein Mensch, der hilfreich ist,

der in der Welt etwas bewegt,

auch wenn er dafür was riskiert

und für die Welt ein Kreuz dann trägt.

Ein Licht im Dunkeln für Verzagte

war oft ein Mensch, der Klarheit wagte.

Versuch’s einmal und zeig Profil!

Schwimm zitternd mal nicht mit dem Strom.

Der Mutige wagt eigne Meinung.

Applaus ist ihm egal wie Hohn

der andern Menschen um ihn rum.

Der Meinungslose biegt sich krumm

Und dreht sich immer Richtung Wind,

dorthin, wo „alle“ andern sind.

Mach´s anders, auch wenn´s schwer dir fällt –

versuch es und beweg Welt!

 

Dies gilt ganz allgemein auf Erden.

Für Christen gilt es um so mehr.

Lasst uns doch so wie Sterne werden,

fällt uns das Mutigsein auch schwer.

So wie in dunkler Nacht ein Stern,

so ist der Christ, der Rückgrat hat,

der Jesus liebt und auch bekennt

mit klarem Wort und Liebestat,

der Licht vom Licht nimmt, das ihm leuchtet

und der es liebend weitergibt,

(so, wie es Sterne eben tun,)

weil er Gott, Welt und Menschen liebt.

 

Sei nicht so, wie der Massenmensch,

der immer mit der Mehrheit trottet

und angepasst mit null Profil

Charaktermenschen blöd verspottet.

Ganz spurlos geht er durch sein Leben.

Er lebt nicht selbst, er wird gelebt

und ist um Unauffälligkeit

im Alltagsgrau stets stark bestrebt.

Er heult stets mit den Wölfen mit

und singt niemals sein eignes Lied.

Nein, mach doch heller unsre Welt

trau ängstlich dich und sag, was zählt!

Wer seine Meinung mutig sagt

und auch dazu zu stehen wagt,

wenn er dafür kein Lob bekommt,

wenn man ihn dafür sogar meidet,

der hat Profil, der zeigt Gefühl,

der ist wer, den man unterscheidet

von abertausend, die nie leben,

weil sie den andern stets recht geben.

 

Ein Mensch, der tut, „was alle machen“,

der immer lacht, wenn „alle“ lachen

und gerne hinten rein wem kriecht,

nein, solcher imponiert uns nicht.

 

Doch so entsteht oft etwas Großes:

Ein Mensch spricht mutig Wahrheit aus

und wird zum Stein des Anstoßes

und fordert uns zum Handeln raus

- sieh da - und es wird Gutes draus.

 

 

Schuldzuweisung

 

Was unsrer Meinung widerspricht,

das hörn und sehn und wolln wir nicht.

Kommt wer uns gar mit Tatsachen,

die unsre Ansicht widerlegen,

dann hat der andre nichts zu lachen.

Geballte Wut schlägt ihm entgegen!

 

Mit aggressiver Kampfrhetorik

(„Wie alle sehn – nur du bist blind!“)

bricht man der Wahrheit meist das Genick,

weil wir nicht gern die Dummen sind

– und –

weil wir eines gar nicht wollen,

erst recht nicht, wenn wir’s dringend sollen:

Uns ändern, Fehler wirklich sehn.

Wir lügen gern uns in die Tasche.

Uns wandeln – das ist unbequem,

was eingestehn nicht unsre Masche.

Die ganze Welt liegt schon im Sterben,

jedoch wir sind nicht mit Schuld dran.

Die anderen sind ihr Verderben,

die klagt man lauthals stöhnend an.

‚Man wüsste schon, wie’s besser ginge,

man kann ja leider nur nichts machen,

weil niemand das Problem versteht’.

Wär’s nicht zum Weinen, wär’s zum Lachen:

Wir zeigen mit dem Zeigefinger

auf andrer Schuld am Weltunglück.

Doch: Mittel-, Ring- und kleiner Finger

die zeigen still auf uns zurück..

 

 

Licht sein

 

„Ich bin ein ganz, ganz großes Licht!“,

meint mancher, doch – er ist es nicht.

Er sei, so denkt er, unersetzbar

und ist leicht reiz- und schnell vergrätzbar,

wenn etwas ohne ihn soll sein.

Da wird er fies, laut und gemein.

„Die ganze Welt dreht sich um mich,

ja, nur durch mich, da dreht sie sich!“,

 

so poltert er und giftet dann,

(nicht wörtlich, aber inhaltlich,

verletzend und ganz lächerlich,)

fängt jemand ohne ihn was an,

oder macht’s nicht so wie er.

Dem macht er dann das Leben schwer.

Da bin ich lieber ganz viel leiser,

und unersetzbar bin ich nicht.

So mancher wird zum Groß-Armleuchter.

Ich hoff, ich bin ein kleines Licht.

(Schluss nach Arno Backhaus)

 

 

Politiker?

 

Müde bin ich, geh zur Ruh,

mach die Augen ganz fest zu,

kann die Keifer nicht mehr sehn,

die mir auf die Nerven gehn,

die mit Worten, scharf wie Waffen,

sich beschimpfen und wie Affen

sich im Wahlkampf schlimm benehmen

und sich nicht mal dafür schämen,

schlechtes Vorbild uns zu sein,

bissig, fies, grob und gemein.

Nennen sich zwar Volksvertreter,

doch ihr leeres Wortgezeter

lässt uns darin Sinn vermissen.

Wer soll daraus hörn und wissen,

was sie wirklich für uns wollen,

die laut Amtseid dienen sollen

unserer Zukunft, unserm Wohl.

Ach, sind ihre Worte hohl!

Neulich kam wer aus dem Reichstag,

wo Politiker gesprochen,

schwer erschöpft von all dem Stumpfsinn

an die frische Luft gekrochen.

Fragt ihn einer, der davor stand,

was die Volksvertreter sagten?

„Ach“, sprach der Genervte, „gar nichts

war’s, was sie zu sagen wagten!“

Drauf der Frager: „Ja, das wusst` ich!

Mich hätt’ aber intressiert:

Wie ha’m die in vielen Stunden

diesmal „gar nichts“ formuliert?“

(Schlusszeilen nach einem Witz)

 

Graue Maus

 

Du sagst, du hältst dich „einfach“ raus,

spielst angepasste, graue Maus?

Wach auf, du Träumer, sieh dich um!

Was ist die Welt denn um dich rum?

Sie ist auch das, was man draus macht.

Du formst sie mit, bei Tag und Nacht.

Du kannst ja nicht das Leben schwänzen.

Alles hat doch Konsequenzen:

Was du hier tust, was du hier sagst,

was du verschweigst, was du auch wagst,

was du versäumst, was du nur träumst,

was du verneinst, was du so meinst,

was du wem nimmst, was du wem gibst,

ob du wen meidest oder liebst

und ob du betest oder nicht,

entzündet oder löscht viel Licht,

verhindert´s Böse

oder lässt´s zu.

„Ene, mene  –

und raus bist du“

geht nur im Spiel. Du kommst nicht raus.

Spiel nicht mehr länger graue Maus!

 

Du kannst vielleicht nicht viel dafür,

dass diese Welt ist, wie sie ist.

Doch wenn sie bleibt, so wie sie ist,

dann auch, weil du mit Schuld dran bist.

 

(nach den „Toten Hosen“)

 

 

 

Heilsame Stille

Nimm ein Glas, füll Wasser rein
und ne Handvoll Sand und dann
schüttle es – es wird ganz trüb,
dass man nicht mehr durchsehn kann.
Stell’s still hin, und es wird klar,
nach und nach, wie’s vormals war.

Wenn du in die Stille gehst,
ist es gänzlich umgekehrt.
Dann kocht hoch, was unbewusst
in dir schmerzt und schlummernd gärt,
das, was du im Alltagsstress
runterschlucktest unverdaut
und was heimlich nun im Keller
deiner Seele Burgen baut
und Verstecke, gut getarnt.
Selten ein Gefühl dich warnt,
dass da etwas in dir brodelt,
doch „in action“ hörst du’s nicht
und du funktionierst und rennst,
merkst nicht, dass es in dir bricht,
bröckelt, grummelt, weint und fleht –
doch: wer in die Stille geht,
der gibt seinem Herz die Chance,
endlich von sich zu erzähln,
von den Schmerzen, die es quäln,
und dann kocht es hoch, das Ganze
Brodelzeugs, das gut verdrängte!
Immer trüber wird die Sicht,
und du siehst durch Wut und Tränen
gar nichts klar und gar kein Licht.
Jetzt kommt’s darauf an, dass du
nicht vor all dem Wahnsinn fliehst,
sondern ihm mit Stift und Heft
mutig in die Augen siehst.
Nenn’s beim Namen, schreib es auf.
Bring das Chaos zu Papier
und dann auch in ein Gespräch.
Dann erst wird es klar in dir,
dann sind Wunden heilungsfähig
oder wenigstens erkannt,
und so manches „Rumpelstielchen“
wird benannt und auch verbannt.
In der Stille kommt die Klarheit
nach dem Sturm erst. Halt drin aus.
Nur erkannten Schiet kriegst du
aus dem Boot des Lebens raus,
das dann leichter fährt und fröhlich
übers Wasser, glatt und klar!
Und die Sonne scheint drauf, die
hinter Sturm und Wolken war...

 

 

Die Medizin gegen Trübsinn

 

Ich habe es schon oft erlebt:

Ich geh bedrückt in einen Tag,

an dem ich eigentlich deshalb

nichts tun und niemand sehen mag,

doch dann begegne ich `nem Menschen,

dem ich zum Nächsten werden kann,

und mit dem Leuchten seiner Augen

fängt’s in mir hell zu werden an.

 

Verzagtheit, Traurigkeit und Schwermut,

Verdunkelung von Herz und Sinn,

erleichtert oder heilt sogar

nur diese eine Medizin

mit Namen: „Andern Gutes tun“.

Wo wir dies wagen, stell’n wir fest,

dass sich durch "Andern Gutes tun"

auch eigner Kummer lindern lässt.

Durch Gutes sagen oder tun,

um Schmerz zu lindern oder Leid,

beginnt auch in mir eine Heilung

von Leid, Verzagen, Traurigkeit.

 

Ich spüre, wie die Dankbarkeit,

Erleichterung und Freude derer,

die auch was schwer zu schleppen haben

– ja, manchmal schleppen sie noch schwerer –

ich spüre, wenn ich ihnen helfe

und nah bin, dann zieht in mich ein,

was ich an Gutem für sie tat:

Ins Dunkel dringt ein heller Schein.

Die Freude kehrt zu mir zurück

durch einen frohen Danke-Blick,

ein Danke-Lächeln, Danke-Wort

und jagt aus mir die Wolken fort.

 

Denn:

 

Alles das, was wirklich zählt,

was Leben ausmacht und uns trägt

in diesem Leben, in der Welt,

bis man uns in die Erde legt,

von Trost bis Liebe, gibt es nicht,

es sei denn zwischen Menschenseelen

und wird verdoppelt und am größten,

wo Menschen Schmerz und Nöte quälen

und wo sie dann einander beistehn,

sich nahe sind und Liebe spenden.

Das Wesentliche wird nun stark,

kann Böses kraftvoll manchmal wenden,

 

oder:

 

beim Betrübten bleiben

und mit ihm den Kummer teilen

– und –

egal, wie’s schließlich ausgeht –

Liebe wird dann Herzen heilen.

 

Und das, was nicht zählt, fällt jetzt weg.

Nur, was wirklich hilft, gedeiht.

Und man spürt im finstern Tal:

„Welch ein Glück – wir sind zu zweit!“

 

Ja, Ich hab’s schon oft erlebt:

Mutlos wach ich auf am Morgen,

will nicht raus, jedoch ich muss

in den Tag, ins Meer der Sorgen.

Dort begegnet mir dann wer,

dem ich gut tun, helfen kann.

Und im Strahlen seiner Augen

fängt’s in mir zu leuchten an.

Gutes tun ist Medizin

bringt zurück den fehl`nden Mut.

Wenn ich anderen Gutes tu,

geht’s mir selber wieder gut.

 

(R. Fuchs, 9. 10. 2011; vgl. auch Jesaja 58,7-8a: Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn... Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell voranschreiten...)

 

 

 

Same procedure as every year....

 

Weil sich die Menschen mit viel Herz

und Einsatz für das Leben

nicht gern für’s Politikgeschäft

samt Drum und Dran hergeben

und lieber nah dem Nächsten sind

und helfen, trösten, lachen,

drum werden immer die, die das

viel weniger gern machen,

die lieber Macht und Geld erstreben

und Ansehn und dergleichen

versuchen, Macht und Einfluss und

Applaus auch zu erreichen.

Nicht Liebe kommt so an die Macht,

nein, Taktik und Kalkül.

Die Herzlichen, die schonen sich.

Wer hart ist, kommt ans Ziel.

Das Volk wählt den, der mehr verspricht

als seine Mitbewerber

und – wenn der Sieger sein Wort bricht –

straft man den Spaßverderber,

der nicht für „Brot und Spiele“ sorgt,

wie er’s doch hat versprochen,

per Nichtmehrwahl gleich wieder ab,

weil er sein Wort gebrochen,

wie alle vor ihm es schon taten.

Das Wahlvolk ist ein Windkanal.

Es schleift die Kandidaten glatt

durch’s  Wechselspiel bei jeder Wahl.

Wer Fehler macht, wird ausgetauscht,

gilt heute überall,

ob Ehepartner, Trainer, Freund –

man wechselt Knall auf Fall.

Bewerber reden darum viel

und sagen längst nichts mehr,

bemüht um ein Aalglattprofil.

Wer’s nicht hat, hat es schwer.

Wer angreifbar sich kantig macht,

der wird schnell angegriffen

von Presse, Rundfunk, Konkurrenz

und wird bald ausgepfiffen.

Unpopulär will keiner sein,

der an das Ruder will.

Drum sagen Kandidaten nichts

und schweigen lieber still

und labern, schwatzen, wenn gefragt,

was sie denn wirklich meinen.

Es geht im Wahlgeschäft nicht drum

zu sein, nein, bloß zu scheinen.

 

Wer siegen will, hat null Profil

und macht draus viel Getöse,

auf dass der Wähler hofft, dass er

vom Übel uns erlöse

und nicht – wie die zuvor – vom Geld.

Der Bluff klappt immer wieder.

Wer an die Macht will, tönt und singt

und spielt des Volkes Lieder.

Das Volk wählt stets die Glanzfassade.

Wer Wahrheit sagt, verliert.

Am Ende ist noch jedem Volk

dasselbe dann passiert:

Die Herzlichen sind schließlich unten

und Blender an der Macht.

Die Mitläufer sind Mittelfeld

und Mehrheit. Gute Nacht!

Same procedure as every year –

wenn alle woll’n bloß Geld,

dann wird die Liebe abgewählt

und Geld regiert die Welt.

 

Politiker sind Spiegelbild

des Volkes, das sie wählt.

Und hohle Bluffer kriegt das Volk,

das sie per Wahl bestellt.

Man weiß nur nicht: was kam zuerst –

Die Henne oder `s Ei?

Der Bluff oder die Gier, die schrie

den „Brot und Spiele“-Schrei?

Wer Entertainment will, der kriegt

auch die, die es versprechen,

und – wenn sie reich geworden sind –

das Wahlversprechen brechen

und – mit Pension – gern wieder gehn.

Soll’n andre es doch richten!

Am Ende wird – wo Werte fehln –

auf Liebe man verzichten

und `s Leben so vernichten.

 

(R. Fuchs, 29.9.2011)

 

 

Die vier großen Vs

 

Verstehen, vertrauen, verzeihen, verzichten –

das sind vier Werte, die’s Leben ausmachen.

Wo man sie lebt, wird man Übel vernichten,

werden die Menschen gern leben und lachen.

 

Erstens verstehn, nicht verstanden sein wollen,

hören und zuhörn und einfühlsam sein,

das ist die Kunst und ist das, was wir sollen.

Wer Zuhörer hat, fühlt sich nicht mehr allein.

 

Wo man sich zuhört, versteht, um zu lieben,

dort kann Vertrauen und Treue erblühn,

dort muss man nicht mehr das Rollenspiel üben

und hinter Masken vor anderen fliehn.

 

Dies gilt erst recht, wo vergeben wir Sünden!

Dort wächst der Mut, Neues auszuprobieren,

was zu riskiern, weil Verzeihung wir finden,

wenn uns bei Wagnissen Pannen passieren.

 

Und last not least gilt: wo alle verzichten,

auf Kosten andrer vorwärts zu kommen,

wo wir uns für das Gemeinwohl verpflichten,

wird niemandem mehr sein Glück weggenommen.

 

Lasst uns verstehen, vertrauen, verzeihen

und auch verzichten zugunsten des Lebens.

Lasst uns der Ichsucht die Herzen nicht weihen!

Ichsucht sucht Freude tagtäglich vergebens.

 

Freude gedeiht im Teilen und Geben

und im Bereiten, nicht in der Gier.

Freude, die echt ist, mag einsam nicht leben.

Sie lebt und lacht mit dem Du und dem Wir.

 

Alle für einen und einer für alle –

das ist der Weg und nur so geht’s zum Ziel!

Nur durch Verstehen, Vertrauen, Verzeihen

und im Verzichten gewinnt man das Spiel.

 

(Nach Joachim Fuchsberger: „Auf den großen vier V beruht unser Leben: verstehen, vertrauen, verzeihen, verzichten.“/Reader’s Digest, Okt 2011, S. 157; vgl. Mk 10,42-45; Phil 2,4-11; 1.Kor 13,5)

 

 

 

Ehrfurcht vor Gott

 

Immer wieder treff ich Glauben,

wo er nicht zu ahnen war.

Menschen haben oft mehr Ehrfurcht

als auf ersten Blick war klar.

Ich treff Menschen, die behutsam,

mit viel Liebe und Geschick,

achten andre Menschenleben,

sogar höher als ihr Glück,

weil sie wissen und auch glauben,

tief im Herzen, dass das Leben

überhaupt kein Zufall ist,

sondern uns von Gott gegeben.

Sie gehn mit sich und mit andern

so wie mit Geschenken um

und, wo’s Liebesmühe kostet,

machen sie sich willig krumm

für die Förderung, den Schutz

anderer Wunderwesen Gottes

und so ehrn sie ihren Schöpfer

mitten in der Welt des Spottes,

machen keine Witze über

Gott und was wem heilig ist.

Mancher dieser Gläubigen

ist nicht mal bewusster Christ,

sondern hat bisher nur schlicht

das von seinem Schöpferglauben,

was er glaubt, versucht zu ehren,

anstatt es dreist Gott zu rauben,

rechnet mehr mit Gottes Liebe

und mit Gottes Heiligkeit

als so mancher Theologe,

ist treu Helfer auch im Leid,

welches Gottes Schöpfung leidet,

voller Liebe für die Welt.

Glücklich, wer – wie solch ein Mensch –

ehrfurchtsvoll zu Gott sich hält!

 

(24. 8. 2011)

 

 

Nullprofil?

 

Mit Nullprofil kommt man mit null

Konflikt und Streit durchs Leben,

doch ist uns dieses Leben echt

zur Wagnislosigkeit gegeben?

Zum Wegsehn, Weghörn und nichts sagen?

Zum bloß nichts tun und bloß nichts wagen,

wo andern Leid droht und geschieht,

wo irgendwas zum Teufel geht,

wo irgendwo nur jetzt noch kann

geholfen werden, nicht zu spät?

Ist feige Meinungslosigkeit

der Sinn des Lebens in der Welt,

dass man ganz ohne Rückgrad lebt

und ständig seine Klappe hält,

besorgt um eigne Wellness auch,

um’s eigne Glück, mit vollem Bauch?

 

Gewiss sind Streit, Stress, Risiko

ganz unbequem und bringen Angst,

wenn du vor der Entscheidung stehst

zu tun, was jetzt nur du tun kannst

oder auch: nicht mehr zu schweigen,

zum Unrecht, das wem grad passiert.

Gewiss kann der was abbekommen,

der nicht wegschaut und was riskiert!

Doch wird dein Leben nicht zum Strich

zwischen Geburts- und Todestag,

für andre nicht, auch nicht für dich.

Was du zu sagen hast, das sag!

Was du zu tun hast, tu es gut!

Dazu wünsch ich dir heut und hier

die Kraft der Liebe, ihren Mut.

Denn: was du hier aus Liebe sagst

und wagst und tust, das bleibt bestehn.

Es macht dich glücklich über dich

und wird auch nicht verloren gehn

in der Erinnerung von denen,

die du vor Übeln hast bewart,

als du mit Mut in Tat und Wort

zur Rechten Zeit hast nicht gespart.

 

Was du für andre mutig wagst,

kann dir das Leben schwerer machen,

doch wünsch ich dir den Lohn der Mühe:

von andern frohes Danke-Lachen,

das du von ihnen dafür kriegst

dass du an ihnen Gutes tatest,

weil du zu Bösem feig nicht schwiegst,

weil du mit Mut geholfen hattest.

 

Und wenn das schief ging, was du wagtest,

dann kannst du sagen: „Hab’s versucht!“

Ich kenn so manchen, der sich selbst,

mit „hätt ich’s bloß gewagt“ verflucht.

 

Wer immer schweigt und nix riskiert,

kommt aalglatt durch – dies ist schon klar.

Man fragt sich bloß, ob Nullprofil

am Ende wirklich Leben war?

 

(R. Fuchs, 21.8.2011, für alle, die nicht wegsehen, weghören, schweigen, wo sie gefordert sind, zu retten und zu helfen, hinzuhören und zu sagen, was sie denken.)

 

 

Und Tschüß!

 

Urlaub ist ne feine Sache,

„Ur“ schreibt man da ohne „H“

und man ist im Urlaub nur

zeitlos für sich selber da

und für die, die mit mir sind

und die wollen nix von mir

und wir wollen – außer Freude –

gar nichts auf der Erden hier.

 

Und der Rest der Welt, er bleibt,

mir im Urlaub voll gestohlen

und wenn man mich brauchen will,

soll man sich wen anders holen.

Ich bin dann mal weg, verschwunden,

und tauch vorerst nicht mehr auf.

Will die Welt ganz dringend was –

sag ich nur: Da pfeif ich drauf!

Ich sing irgendwo mein Liedchen,

spiel Gitarre auch dazu.

Lasst mich meine Lieder spielen

und ansonsten mich in Ruh.

Jo, ich sach denn mal: „Und Tschüß!“

schließ die Tür und tauche ab

und bin lustig und vergnügt,

weil ich endlich Urlaub hab.

 

(R. Fuchs, 28. 7. 2011)

 

 

Der perfekte Mensch bin ich!

 

Als der Meier mit der Gabel

sich den Kopf kratz,

bleibt vor Schrecken

mir doch glatt in meinem Mund,

wie festgeklemmt,

das Messer stecken.

Unerhört, wie sich daneben

manche Leute doch benehmen

und sich völlig ungeniert

nicht ein bisschen dafür schämen!

 

Gut, dass ich da anders bin!

Ich bin perfekt, zweifelsohne!

Und Kritik von andern an mir

int’ressiert mich nicht die Bohne.

 

Egoisten mag ich auch nicht.

Ich bin anders, nicht wie sie.

Sie sehn alle ihren Vorteil.

Meiner interessiert sie nie.

Alle denken nur an sich

und nur ich denk erst an mich.

 

Alle andern sind dran schuld,

wenn ich was nicht richtig mach.

Meine Leistung ist stets stark!

Nur die andern, die sind schwach,

machen Fehler, irren sich –

alle dämlich – außer mich!

 

(R. Fuchs, 10. 7. 2011, für die Gegner Jesu in Lk 15,1-7 und Joh 8,1-11, nach einem Witz = kursiv im ersten Absatz und nach zwei dummen Sprüchen = kursiv im vorletzten und letzten Absatz)

 

 

Meinungsfreiheit

 

Ach, wie gut, dass Frau und Mann,

jeder  bei uns sagen kann

oder reimen, was er möchte.

So sind hier die Bürgerrechte.

Was wer glaubt, denkt oder meint,

was wer äußert oder reimt,

unterliegt nicht der Zensur.

Hier herrscht Meinungsfreiheit pur.

 

Und es gibt dann nur die Frage,

wie ich’s dichte oder sage.

Wenn ich’s tu, hat jeder `s Recht

zur Kritik dran. Auch nicht schlecht!

Welche Freude, hier zu leben,

wo man darf zum Besten geben,

was man auf dem Herzen hat

und wo jeder – in der Tat –

dies dann kritisieren kann,

jede Frau und jeder Mann.

Frei zu äußern, was man denkt –

das ist toll! Wir sind beschenkt.

 

Und wenn faire Kritiker

sagen, was sie ganz genau,

kritisier’n, an einem Text,

wird man sogar daraus schlau,

und der Kritisierte kann,

seinen Stanpunkt reflektieren,

nimmt Kritik vielleicht sich an,

und es könnt’ sogar passieren,

dass er manches anders sieht,

schreibt er'n Text, `n Reim, `n Lied,

oder – er bleibt, wie er ist,

wenn die Muse wieder küsst.

 

Sagt Kritik nicht, was sie meint,

ob in Prosa, ob gereimt,

geht draus lernen schlichtweg nicht.

  Jeder bleibt bei seiner Sicht.

 

Jeder darf’s zum Glück hier wagen,

seine Sicht frei vorzutragen

– wie gesagt – das ist nicht schlecht!

Jeder hat dazu das Recht.

 

Ich seh’s so. Du siehst es anders.

Meinungsfreiheit – wunderbar,

dass wir diese heute haben,

was ja schon mal anders war.

 

(R. Fuchs, 1. Juni 2011)

 

 

Rechtzeitig lieben

 

Ein Geliebter geht immer zu früh,

drum lieb ihn gleich jetzt, bis er geht,

dann geht er vermisst zwar zu früh,

aber nichts ist dann „leider zu spät“.

Du kannst einen Gehenden nur

gleich jetzt und heute und hier

mit deiner Liebe beschenken,

auf dem Weg bis zur Himmelstür.

Hat der Sterbende sie erst durchschritten,

kannst du für ihn hier gar nichts mehr tun,

dein Herz kann nicht wirklich im Frieden,

ihn begleitet zu haben, dann ruhn.

Vertage die Zeit nicht auf Morgen.

Weißt du, ob’s ein Morgen noch gibt?

Im Herzen zufrieden ist nur der,

der Sterbende rechtzeitig liebt.

 

(24.5.11, für Sina, Inge, Karl, Renate, Ruth, die meinten, ab dem 28. 4. allesamt sehr plötzlich gehen zu müssen)

 

 

 

Für unsre Kinder

 

Sich in jemand reinversetzen,

ist ´ne Kunst im wahrsten Sinn.

Einfühlsam-Geduldige

kriegen dieses Kunststück hin:

lernen, wie der andre denkt,

spüren, wie der andre fühlt,

ahnen, was der andre mag

und worauf sein Streben zielt,

achten, was ihm heilig ist,

meiden, was ihm Schmerz bereitet.

Schwächen andrer woll’n sie tragen,

wollen zuhörn, wenn wer streitet

und verteidigt, was er meint.

Trösten wolln sie, wenn wer weint.

Stärken wolln sie suchen, aufbaun,

loben und nach vorne bringen,

bei Versagen nicht noch draufhaun.

Feiern wolln sie das Gelingen.

 

Wen zu ehren und zu lieben,

so, wie sein Herz es versteht,

in der Sprache, die es hörn kann.

Weißt du schon, wie so was geht?

Du musst testen, ob Geschenke

oder Lob wen fröhlich machen

oder ob auch Hilfsbereitschaft

wem entlockt ein dankbar Lachen

oder Mit-wem-Zeitverbringen

oder aber Zärtlichkeit.

Sei zur Try-and-Error-Reise

immer wieder gern bereit,

wenn es gilt ein Herz zu füllen

mit: „ich bin erwünscht, geliebt“.

Nichts ist kostbarer als dies,

dass man solch Gewissheit gibt.

In des andern Schuhn zu laufen,

lohnt zu üben lebenslang.

Dann wird aus Alleine-Wegen

immer mehr Gemeinsam-Gang,

dann wächst Mut und Lebensfreude,

dann gedeiht Geborgenheit,

dann hat man, weil gut trainiert,

echte Freundschaft in der Zeit,

in der’s hart und härter kommt

und das Herz um Hilfe schreit.

Nichts kann Liebende bezwingen,

sind sie eins in Angst und Leid.

 

Und der Kitt, der fest verbündet,

heißt: einander gern verzein.

Nichts kann gern Vergebende

trennen und durch Schuld entzwein.

 

(R. Fuchs, 4. 4. 2011. Als der alte Eroberer Dschingis Khan auf dem Sterbebett lag, soll er seine Söhne zusammengerufen haben. Und dem Kräftigsten gab er einen Pfeil: „Zerbrich ihn!“ Der Sohn tat es Mühelos. Da gab ihm der Vater mehrere Pfeile: „Zerbrich sie!“ Aber: So sehr der Sohn sich auch bemühte, er vermochte das Bündel Pfeile nicht zu brechen. Da sprach der scheidende Vater: „Nur, wenn ihr wie ein Bündel Pfeile zusammenhaltet und einig bleibt, kann euch niemand brechen und unser Reich hat Bestand.“ Und – was ein weltberühmter Vater im Sterben seinen Kindern weitergab, dass kann ein gerne lebender Vater „vom Dorf“ seinen Kindern mittendrin im Lebensgetümmel und nach einem unserer kostbaren Familientage eben auch mal reimen.) 

 

 

Wer bist du völlig ungesehn?

 

Was tust du unbeobachtet?

Ich mein nichts Peinlich-Unerhörtes!

Nein, traust du dich was Positives,

was Schönes, weil ganz Ungestörtes,

das du nie tust, wenn wer dich sieht,

das aber in dir träumt und lebt

und lange, lange schon aus dir

in Wort und Tat zu blühn erstrebt?

In dir und mir, da ruhen Schätze,

sind Träume noch. Ob wir sie heben?

Und viele Träume gibt’s in vielen,

die sollen, wollen, müssen leben!

 

Wird dein Traum gebremst von Angst,

weil du um’s gute Image bangst?

Lass ihn doch probeweise raus,

wenn niemand ist bei dir zuhaus.

Dann kann `ne Panne ruhig geschehn.

Du bist ja völlig ungesehn.

 

So mancher traut sich ganz allein:

Er gibt sich, wie er nie sich gibt.

Der Starke traut sich, schwach zu sein.

Manch Star weint einsam, ungeliebt.

Der Schwache spielt vorm Spiegel dann

vielleicht sogar den Supermann.

Der Schweigsame wagt, laut zu sagen,

was immer schon er sagen wollte.

Der Held traut endlich sich zu greinen.

Der Realist wagt, das zu träumen,

was er schon lange träumen sollte.

Der Ernste spielt was, nur zum Spaß.

Der Träumer malt sein Traumschloss, das

er, ach, so gern längst bauen würde.

Wer bist du, wenn dich keiner sieht?

Ob dir dein Wunder da geschieht?

Bezwingst du dann die Peinlich-Hürde,

wie öffentlich du’s niemals wagst,

weil’s unerträglich für dich ist,

wenn du nicht glänzt und perfekt bist,

wenn du vor anderen versagst?

 

Wenn ich allein bin, sing ich lauter

und fürchte nicht den schrägen Ton,

dreh die Musik so richtig auf,

auf ungesunde hundert Phon

und tanze, wie sonst nie vor Leuten

und fühl mich frei und wild-beschwingt,

so wie’s mir nicht vor andern Menschen

genauso glücklich-froh gelingt.

 

Und ich stell fest, seitdem ich’s tu,

wächst dadurch Kraft und Mut mir zu,

statt Roll’n zu spiel’n, zwecks bloßem Schein,

auch öffentlich mehr ICH zu sein

und sogar laut-gewagt zu singen.

Drum wünsch ich dir, dass du zuhaus

probierst bisher Geträumtes aus

und wünsch: mög’s dir gelingen!

 

Wirst sehn:

Das tut so richtig gut!

Und später dann -

vielleicht hast Mut

und bleibst mehr du,

wenn dir beim DUsein

sieht wer zu!

 

(3.3.11, nach der morgendlichen „Privatgesangsstunde“ zu Songs von Rockbands von CD, die ich schon immer singen und zur Gitarre begeleiten können wollte. Ich habe diese Gesangs-, Gitarren- und Tanzübungen seit einem guten Jahr nach und nach  in mein Leben eingebaut und frage mich: Warum hast du das nicht eher gemacht?! Herrlich!)

 

 

Missverständnisse

 

Ein Wort wagt sich aus einem Mund

zu eines andern Menschen Ohr

und weiter dann – wenn’s nicht abprallt –

in erste graue Zellen vor.

Doch glaub ja nicht, es kommt an,

wie’s die Reise mal begann!

 

Im Hirn des Hörers wird es jetzt

verglichen und auch kommentiert,

bevor’s den Durchgang zum Verstand

und manchmal auch zum Herz passiert.

Erfahrungen des hör’nden Menschen,

plus Wissen und Verletzungen,

plus Wortgebrauch im Elternhaus,

die bilden die Vernetzungen,

durch die ein Wort sich kämpfen muss.

Drum zieht der Mensch meist falschen Schluss.

 

Gewöhnlich wird’s Wort nicht verstanden,

von Vorurteiln wird es erbeutet.

Kaum einem Wort gelingt’s, dem Hörer

zu sagen, was es schlicht bedeutet.

Es übermittelt nicht den Sinn,

mit dem’s der Absender verschickt.

Des Hörers Geist biegt es sich hin.

Nach seinem Weltbild wird’s geknickt

und löst oft Emotionen aus.

Die machen dann erst recht was draus,

was nichts mehr hat mit dem zu tun,

das der Erdenker sich gedacht.

Das Wort erregt den Hörer nun.

und löst womöglich aus die Schlacht!

Dann fliegen Worte hin uns her

und niemand int’ressiert es mehr,

was anfangs wer, wann, wie gemeint.

Am Ende sind sich manche Feind.

 

Der meiste Streit beruht auf nichts,

plus Missverständnis und nicht fragen.

Zwei Menschen wollen’s häufig zwar,

doch können selten sich was sagen.

 

Statt deuten, werten und beurteiln,

frag lieber zwei-, dreimal erst nach,

ob du den Menschen hast verstanden,

der eben Worte zu dir sprach.

Zum Nichtsbeurteiln hab den Mut,

dann hörst du besser und wirst sehn:

Der andre meint es sehr oft gut.

Wir können bloß so schlecht verstehn.

 

 

Errare humanum est

 

Manch Mensch denkt, er sei oberschlau

und wisse alles ganz genau

und dass er sich nicht täuschen wird –

bis er sich dennoch kräftig irrt.

Wie gegen eine feste Mauer,

so stößt er hart an seine Grenzen

und wird – passiert ihm’s zwei, drei Mal –

vom „Halbgott“ jetzt zum echten Menschen.

Je mehr er dann Bescheidenheit

erlernt und hört satt spricht,

je mehr mag ihn der Rest der Welt,

zeigt freundlich ihm `s Gesicht.

„Willkommen in dem Club“, lacht sie,

„der liebenswerten Sünder!

Sich irren ist ein Menschenrecht

geliebter Gotteskinder.“

 

(R. Fuchs, 11.2.11)

 

 

Die Not der guten Worte

 

Des Dichters Reime dringen höchstens

bis in Gefühl und Konjunktiv,

weil zwischen Fühlen und Verstand

und Tun im Menschen nie verlief,

was man ne Autobahn könnt nennen.

Ein Holperpfad ist’s höchstens bloß.

Im Handeln ist der Mensch ein Winzling.

Im Töne spucken ist er groß.

Und Worte, die ihm widersprechen,

die Änderung von ihm verlangen,

die lässt er gar nicht erst zum Kopf

und Herz und Fühlen hingelangen.

Und sollte es ein Vers doch schaffen

in sein Gewissen vorzudringen,

lässt ihn der Mensch per Konjunktiv

schnell über seine Klinge springen:

„Ich müsste zwar, man sollte wohl,

wenn alle nur so würden!“

Der Mensch weiß viel

und will es auch –

zu hoch sind bloß die Hürden,

für gute Worte und Ideen,

um Wirkung zu erreichen.

Nur selten schafft’s ne Blitzidee

sich dennoch einzuschleichen.

 

  Allein für's Böse und Verschmutzte,

da hat der Mensch stets offne Tür.

Das Gute mögen wie bewundern,

dem Schlechten aber folgen wir.

So vieles möchte man gern speichern -

jedoch man schafft's nicht. Man vergisst - 

es sei denn einen blöden Witz

und Schlüpfriges und sonst'gen Mist...

 

(R. Fuchs, 1. 11. 2011)