Meine wissenschaftliche Veröffentlichungen und mein Forschungsprojekt:
1992
Rezension zu: Philipp H. Towner: The Goal of our Instruction - The Structure of Theology and Ethics in the Pastoral Epistles (JSNT Suppl. Series 34), Sheffield 1989, in: ThBeitr 23 / 1992, 51-53.
2003
Monographie Unerwartete Unterschiede . Müssen wir unsere Ansichten über ‚die‘ Pastoralbriefe revidieren? (Band 12 der Reihe Bibelwissenschaftliche Monographien [TVG])
2004
Als PDF-Datei zu finden unter: https://www.afet.de/download/2004/fuchs2004.pdf
Aufsatz: Ist ‚die Agape das Ziel der Unterweisung (1.Tim 1,5)‘ ? zum unterschiedlichen Gebrauch des agap- und des phil-Wortstammes in den Schreiben an Timotheus und Titus (in: JETh 2004, 93-125)
2006
Als PDF-Datei zu finden unter: https://biblicalstudies.org.uk/pdf/ejt/15-1_015.pdf
Aufsatz: Bisher unbeachtet - zum unterschiedlichen Gebrauch von agathos, kalos und kalws in den Schreiben an Timotheus und Titus (in: EuroJTh 1/2006) .
[2011 Dieser Aufsatz wurde von mir inzwischen wesentlich verbessert und erweitert zum Abschnitt 4.4. bei Jacob Thiessen, Die umstrittenen Paulusbriefe – vollständiger Titel s. u. 2016:
Aufsatz: Eine vierte Missionsreise des Paulus im Osten? - Zur Datierung des ersten Timotheusbriefs und des Titusbriefs (in: JETh 25/2011, S. 33-58)]
Als PDF-Datei zu finden unter: https://www.afet.de/download/2012/Fuchs_GottesbezeichnungVater.pdf
Aufsatz: Ein Gott, der Vater, ein Herr, Jesus Christus. Verwendung und Vermeidung der Gottesbezeichnung "Vater" in den Gemeinde- und Pastoralbriefen des Paulus (in: JETH 26/2012, S. 63-91)
2014
Als PDF-Datei zu finden unter: https://www.afet.de/download/2014/Fuchs_Epheserbrief.pdf
Aufsatz: Der Ort des Epheserbriefs in der paulinischen Chronologie und Theologie sowie sein Aufbau (in: JETh 2014, S. 77-99)
2014 - 2015
In drei Teilen zuletzt erschienen:
I Kneel Before the Father and Pray for You (Eph 3:14): Date and significance of Ephesians, in: European Journal of Theology Bd. 1 (ebd. S. 13 - 22) + 2 (ebd. S. 116 - 122) in 2014 und Bd. 1 in 2015 (ebd. S. 33 - 41).
2016
Aufsatz: Den Heiligen und treuen Brüdern in Christus . Zum Präskript, Wir-Stil und Aufbau des Kolosserbriefs (in: JETh 30/2016, S. 41-68)
2016
Zwei Gast-Beiträge in der Monographie:
J. Thiessen, Die umstrittenen Paulusbriefe - Abschriften und Fälschungen? Intertextuelle, literarkritische und theologische Studien - Mit zwei Ergänzungen von Rüdiger Fuchs (LIT Verlag), u. a. Berlin, Münster, 2016, und dort von mir: die Abschnitte 4.2. und 4.4 zu den Unterschieden und zur Datierung der Briefe an Timotheus und Titus. Ich habe hier meine Sicht der drei Briefe an Mitarbeiter des Paulus nochmals weiterentwickelt und besser begründet dargestellt.
2017
Aufsatz: Kleine Wörter, große Bedeutung? Zum Partikelgebrauch und anderen Elementen des Stils der Paulusbriefe, in: Biblisch erneuerte Theologie. Jahrbuch für theologische Studien 1/2017, 103–130.
Derzeitig arbeite ich weiter am Epheser- und Kolosserbrief sowie an den Thessalonicherbriefen.
Mein Forschungsprojekt:
Mein Ziel, „so Gott will und wir leben“, ist es, nach und nach zu allen in der Verfasserschaft umstrittenen Paulusbriefen eine – schon als Student und exegetischer „Ziehsohn“ von u. a. von Klaus Haacker und Henning Paulsen – entwickelte – alternative Auslegung der sechs umstrittenen Paulusbriefe zu veröffentlichen, konträr zur Sicht des (insbesondere deutschen) exegetische Mainstreams. Der „Apostel Christi Jesu durch Gottes Willen“ für uns Nichtjuden (Röm 1,1–17; Gal 1–2; 1 und 2Kor 1,1; Kol 1,1; Eph 1,1) hat uns m. E. mehr zu sagen als in nur sieben unumstrittenen Briefen. Dass die Antilegomena des neutestamentlichen Corpus Paulinum pseudonym sein sollen (1 und 2Tim, Tit, Eph, Kol und 2Thess), halte ich für schlecht begründet und ihre Auslegung als echte Paulusbriefe sowohl wissenschaftlich als auch für den Glauben und das daraus folgende Leben und Zusammenleben als Christen für wesentlich ergiebiger. Die Geschichte der frühen Kirche, die vom exegetischen Mainstream immer noch als eine Entwicklung von geistgeleiteten, charismatischen und wenig organisierten Gemeinden hin zur nachapostolisch angeblich hierarchisch von Menschen geleiteten „Weltkirche“ in die neutestamentlichen Quellen hineingelesen wird, hat es so im 1. Jh. nicht gegeben und taucht im frühen 2. Jh. vielleicht nur bei Ignatius auf. Schon im 1Kor kombiniert Paulus Geistleitung mit strenger Hierarchie: Gott ist das Haupt Christi, Christus das des Mannes, dieser aber ist das (schützende und lehrende, ohne die Frau nichts seiende: 1Kor 11,11–12) Haupt der Frau – und so ist Gott über Christus schon in 1Kor, nicht erst in Kol / Eph (dort wegen anderer Fragestellungen weiterentwickelt), indirekt Haupt des Leibes Christi, der Gesamtgemeinde: 1Kor 11–12. Diese Gemeinde ist Teil der Weltkirche (1Kor 10,31ff; 12,28; 15,9) und lokal wie weltweit erstens den Aposteln untergeordnet, weswegen Christusnachfolge für Schüler der Apostel (vgl. 1Kor 4: Kinder des Vaters Paulus) nur in Nachahmung der Nachfolge Christi der Apostel möglich ist (1Kor 11,1f; vgl. Phil 2,5–3,17 und 4,9). Zweitens und drittens wird die Kirche und Gemeinde den Aposteln unterstehenden Propheten und Lehrern untergeordnet: 1Kor 12,28 (vgl. die Apostelehre als Norm u. a. in Apg 2,42 und wie Paulus Prophetenworten u. a. des Agabus folgen kann: Apg 11,28ff – oder – auch nicht: Apg 21,10ff). Paulus kann auch zum kritischen Umgang mit Geistworten aufrufen, wie er das nie für den Umgang mit der Schrift oder dem Apostelwort täte: vgl. 1Thess 5,19ff; 2Thess 2, 1Kor 14,23ff; anders 1Kor 4,6; Röm 15,4; 1Kor 4,11–21; Phil 4,9.
Schließlich wird Gemeinde den apostolischen Delegaten (1Kor 4,16f) und örtlichen Gemeindeleitern streng untergeordnet: 1Kor 16,10–18; vgl.
1Kor 12,28b. (vgl. freundlicher, aber identisch: 1Thess 5,12f; Phil 3,17). Gemeindeleitung hat schon zur Zeit der Apostel dieselben Aufgaben zu erfüllen wie in den angeblich späteren
Antilegomena, insbesondere in den Pastoralbriefen: R. W. Gehring, Hausgemeinde und Mission, Die Bedeutung antiker Häuser und Hausgemeinschaften von Jesus bis Paulus, Gießen 2000; R. Fuchs, in: J.
Thiessen, Die umstrittenen Paulusbriefe – Abschriften und Fälschungen? Intertextuelle, literarkritische und theologische Studien. Mit zwei Ergänzungen von Rüdiger Fuchs (LIT Verlag), u. a.
Berlin, Münster, 2016: im Abschnitt 4.2.
Meine Methodik (skizziert):
(über die in der Wissenschaft allgemein angewendeten Methodenschritte hinaus, die ich selbstverständlich ebenfalls anwende)
Erstens den Brief, den ich untersuche, möglichst auswendig lernen. Auch
wichtige Begriffe im griechischen Text mit Farben markieren (z. B. "Herr" immer grün, "Sohn (Gottes)" immer blau, "Christus" immer gelb, "Jesus" orange, "Gott" immer braun, "Retter" rot usw.).
Auffälligkeiten sind dann zu erkennen und zu notieren. (z. B. "Herr" wird laut der exegetischen Literatur bis in die 1990er Jahre 5x im Tit verwendet, aber tatsächlich ist das nie der Fall.
„Herr“ wird in Tit durch Doppelgebrauch von "Retter" erst für "Gott", dann für gleich danach "Jesus" ersetzt: Tit 1,3.4; 2,10.13; 3,4.6, aber in 1Tim
nur je dreimal in Kap. 1 und 6 als Briefrahmen verwendet, sonst nie, und in 2Tim wird "Herr" im ganzen, sehr "grün" aussehenden Brief plötzlich gehäufte 16x gebraucht und anders als im 1Tim nur
in 2Tim 1,2 auf Jesus bezogen usw.).
Zweitens gilt es, die Botschaft(en), Anliegen und Struktur eines Briefs, seinen Aufbau, festzustellen, denn: zumindest Briefhaupt-Themen werden meist in den Rahmentexten benannt, aber in Hauptteilen dazwischen entfaltet (z. B. in Röm nur am Anfang, in der Mitte weitergeführt und am Ende abgeschlossen: "Evangelium", dessen Inhalt aber Röm 4–8 für den Glauben und 12–15 für die Ethik entfalten, s. u. Das Stichwort "Evangelium" selbst fehlt in diesen Kapiteln wiederum ganz).
Paulsubriefe sind gewöhnliche so aufgebaut: Rahmentexte sind thematisch verwandt Anfang (z. B. Röm 1–3 oder bis zum Scharnierkapitel 4 (als Vor- und Rückblick im Brief) = Paulus ist Thema, Juden und Nichtjuden auch); Mitte (Röm 9–11 = Paulus, Juden und Nichtjuden) und Ende (Röm 14–16: Juden und Nichtjuden/Paulus). Erster Briefhauptteil (Röm 4 oder 5–8 = das geglaubte Evangelium/Theo-, Christo- und Pneumatologie als Basis der Ethik); zweiter Briefhauptteil (das in Rom durch öffentlich positives Leben einladend verkörperte Evangelium (Röm 12–13, auch dann die Scharnierkapitel/Vor- und Rückblick: Röm 14–15 bzw. bis Röm 16, wo das Thema Juden und Nichtjuden zum Abschluss kommt, z. B. auch dadurch, dass in Röm 16,3ff die judenchristlichen Hausgemeinden "in Christus/im Messias" (fast alle zuerst) gegrüßt werden (= Vorrang der Juden von 1,16 umgesetzt), danach auch die heidenchristlichen Gemeinden "im Herrn" (Messias ist Jesus ja nur für die Juden, Herr aber für alle). Ebenso grüßen in Röm 16,21–23 zuerst vier jüdische, dann vier nichtjüdische, den Briefinhalt damit befürwortende Christen um Paulus. In keinem Paulusbrief sonst werden Gemeinden sonst "im Messias" und "im Herrn" gegrüßt wie in Röm 16. Der Brief vom Juden Paulus (1,1ff: er ist erstens für jüdische Adressaten ein "Knecht des Messias Jesus" wie AT-Knechte, zweitens aber Apostel, von Gott berufen, für die Heidechristen z. B. Roms. Er diktiert den Brief darum auch, aber durch einen heidenchristlichen Römer, Tertius, "im Herrn" wird er geschrieben (Röm 16,22), der wiederum von drei Heidenchristen, vermutlich – ihrem Namen nach – römischen Bürgern, als Gewährsmännern unterstützt wird: Gaius, Erastus, und Quartus, während der Jude Paulus durch den Juden Timotheus (vgl. Apg 16,1ff) als Zeuge des Briefinhalts unterstützt wird, welcher ebenfalls dreifach als rechtgläubiger, zuverlässiger Zeuge beglaubigt wird durch drei Judenchristen ("Stammverwandte" des Paulus, wie er betont): Luzius (Apg 13,1), Jason (Apg 17,5-7) und Sosipater. Nach Dtn 19,15; Mt 18,15ff; 2Kor 13,1f; 1Tim 5,19 u. ö. war die zwei- oder dreifache Bezeugung einer strittigen Person und / oder Sache (im Röm ist es das paulinische Evangelium und Paulus selbst als Person) im Urchristentum wie im Judentum Pflicht, aber mindestens zwei Zeugen mussten auch nach römischem Recht eine Sache beglaubigen. (Vgl. geistlich-juristisch nur bei Paulus auch fast alle paulinischen Superskriptionen: neben Paulus finden wir einen oder zwei Mitautoren als Zeugen)
Anfang, Mitte und Ende von Paulusbriefen enthalten zumeist das Thema: Paulus (und ggf. Mitarbeiter) im Verhältnis zu den Adressaten.
Zum Aufbau von Paulusbriefen empfehle ich z. B. sehr die mich inspirierenden Bücher:
S.G. Sinclair, Jesus Christ according to Paul: The Christologies of Paul´s undisputed Epistles and the Christology of Paul, (Bibal Monograph Series 1) Berkeley. California 1988
P. Wick, Bibelkunde zum Neuen Testament (Kohlhammer), Stuttgart
2004.
Drittens lese ich dann eine Reihe von Veröffentlichungen des Mainstreams zum
jeweiligen Brief und stelle dortige Fehler fest, um sie in meiner Darstellung der Briefe später zu korrigieren, also etwa, dass der Kolosserbrief unpaulinisch sei, weil er die Adressaten nicht
als "Brüder" anrede (was nach Kol 1,1 aber der Fall ist und nur im Kol gleich in der Superskriptio!), dass er "unpaulinisch" keine einzige Fragen enthalte (Kol 1–2 laufen aber auf die zentrale
Frage Kol 2,20ff zu und entwickeln dann von daher die Ethik Kol 3–4; vgl. außerdem: Phil hat nur eine Frage in 1,18, 1Thess enthält zwei Fragen: 2,19; 3,9f, Phlm gar keine. Paulus arbeitet also
nicht immer mit dem Stilmittel Fragesätze), dass "der" Schreibstil "des" Kolosserbriefs unpaulinisch sei (was nur für Kol 1–2 gilt, wo die Autoren Paulus und Timotheus u. a. die Rhetorik der
falschen Lehren verbreitenden, eingedrungenen Gegner imitieren, von denen die Adressaten sehr beeindruckt sind. Kol 3–4 verwenden dann viel mehr die Stilmittel und -eigentümlichkeiten der
Homologumena, und zwar: nachdem die Lehre und Ethik der Gegner widerlegt worden ist). Paulus wird grundsätzlich zunächst in der Sprache wie einer von denen, mit denen er gerade spricht oder
korrespondiert, damit er sie von dort "abholen" kann, oder zurückholen zur Lehre, die alle orthodoxen Gemeinden vertreten (vgl. 1Kor 9,19ff; 10,31ff; 14,1ff, Gal 4,12, wo Paulus diese
rhetorisch-hermeneutische Methodik darlegt). Deswegen schreibt er u. a. auch den Titusbrief als "Grieche", aber die Timotheusbriefe eher von Jude zu Jude. Oder: für Paulus hat Gott den Vorrang
vor Jesus ("Gott ist das Haupt Christi": 1Kor 11,3; vgl. Gottes Vorrang in 1Kor 15,20–28). Deshalb wird die Lehre von Gott in Tit und 1Thess mehr betont. Es sind Briefe für eben erst getaufte,
noch nicht abschließend unterwiesene Christen. Sobald die Anfängerlehre (vgl. 1Kor 3,1ff; 4,17), die "Paradosis/Überlieferung" (vgl. 1Kor 11,23; 15,1ff) vollständig dargelegt ist (vgl. 2Thess
2,15; 3,5), nimmt das Gewicht der Christologie/Lehre von Jesus als "Herr" und "Christus" in Briefen stark zu (vgl. so auch in 2Thess gegenüber 1Thess – z. B. vgl. etwa 1Thess 5,23 ("Gott
des Friedens") mit 2 Thess 3,16 (Herr des Friedens" oder 8-mal "Christus" in 1Thess in 1.481 Worten, aber 10-mal in 823 Worten des 2Thess oder 23-mal "Herr" in 1Thess, aber die viel höhere
Dichte des Gebrauchs von 20-mal "Herr" in 2Thess in eben nur 823 Worten, aber ganz anders: "Gott" in 1Thess 32-mal im Verhältnis zu 15-mal "Jesus" und 8-mal "Christus" , in 2Thess jedoch finden
sich nur 14-mal "Gott" im Verhältnis zu 10-mal "Christus" und 12-mal "Jesus" usw.).
Viertens stelle ich dann die theologische Lehre und daraus gefolgerte Ethik pro Brief dar.
Pastor Rüdiger Fuchs
Bei der Kirche 6
23749 Grube
Tel. 04364 - 471823